Die Summe entspricht gut einem Prozent des BIP, sagt UniCredit-Volkswirt Rees. Der Ölpreis ist seit Juni um 30 Prozent eingebrochen.
Die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich zu Wochenbeginn um bis zu 1,9 Prozent auf 77,94 Dollar je Barrel. Seit Juni ist der Ölpreis - in Euro berechnet - gar um etwa 30 Prozent eingebrochen. und diese kräftig fallenden Energiepreise entwickeln sich Ökonomen zufolge zu einem riesigen Konjunkturprogramm für die deutsche Wirtschaft. Unternehmen und Verbraucher könnten im kommenden Jahr zusammen etwa 35 Mrd. Euro sparen, wie aus Berechnungen der italienischen Bank-Austria-Mutter UniCredit hervorgeht.
"Diese Summe entspricht gut ein Prozent des Bruttoinlandsproduktes", sagte der Deutschland-Chefvolkswirt von UniCredit, Andreas Rees, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. "Das ist schon eine kräftige Entlastung, die die Kosten der Unternehmen drückt und die Kaufkraft der Verbraucher erhöht."
Deutschland importiert UniCredit zufolge Ölprodukte und Gas im Wert von etwa 120 Mrd. Euro pro Jahr. "Bleiben die Preise im kommenden Jahr im Schnitt auf dem aktuellen Niveau, dann ergibt sich eine Einsparung von rund 35 Milliarden Euro", erklärte Rees. "Das wirkt wie ein Konjunktur-Airbag." Trotz der Flaute in der Eurozone, zahlreicher internationaler Krisen sowie dem nachlassenden Boom in großen Schwellenländern wie China traut UniCredit deshalb der deutschen Wirtschaft 2015 ein Wachstum von bis zu 1,5 Prozent zu.
Von Milliarden-Entlastungen spricht auch die Weberbank: Allein der sinkende Ölpreis dürfte rund 18 Mrd. Euro mehr in den Kassen lassen. "Dies hilft den Verbrauchern und den Unternehmen gleichermaßen", so Weberbank-Experte Jan Gengel. "Allein hierdurch ist in den kommenden Quartalen ein höheres Wachstum zu erwarten." Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war im Sommer-Quartal lediglich um 0,1 Prozent gestiegen, nachdem es im Frühjahr sogar um 0,1 Prozent geschrumpft war.
(APA)