Wirtschaftsexperte und WU-Professor Fritz Breuss erwartet durch US/EU-Abkommen Schaden für Drittländer.
Wien. Der Wifo-Experte und emeritierte WU-Professor Fritz Breuss stellt die Ankündigungen der EU-Kommission zum Handelsabkommen mit den USA (TTIP) infrage. Die erhoffte Wunderwaffe gegen die anhaltende Krise werde TTIP nicht sein, da die zu erwartenden Wachstumseffekte viel zu langsam eintreten werden. Für Österreich wird laut Breuss ein langfristig realisierbarer BIP-Zuwachs von 1,7 bis 2,9 Prozent geschätzt.
Das Handelsabkommen werde „einige Gewinner, viele Verlierer“ bringen, schreibt der Wirtschaftsexperte in einem aktuellen „Policy Brief“ für den Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft (FIW). Breuss nennt als Verlierer vor allem Drittstaaten, da TTIP massive Handelsumlenkungen bewirken werde. Auch der bilaterale Handel zwischen den EU-Mitgliedstaaten könnte schrumpfen. Es sei durchaus möglich, dass Länder wie Russland oder China gegen TTIP bei der Welthandelsorganisation WTO Protest einlegen.
Breuss hinterfragt aber nicht nur die von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen Studien zu TTIP, die deutliche Wachstumseffekte ergaben. Er geht auch mit einer zuletzt von der Tufls University in den USA veröffentlichten Studie hart ins Gericht. Deren Ergebnisse seinen „völlig unplausibel“. Das verwendete Makromodell sei ungeeignet für die Abschätzung der Effekte von Handelsabkommen. Laut dieser Studie würde TTIP langfristig nur den USA zugutekommen, während EU-Länder verlieren würden. Weiters behaupteten die Studienautoren, dass sich ein solches Handelsabkommen in Europa negativ auf Exporte, Wachstum, Arbeitseinkommen, Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und Finanzstabilität auswirken würde. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2014)