Ackermann soll die größte Bank Zyperns retten

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SWITZERLAND ZURICH FINANCIAL SERVICES GV(c) EPA (STEFFEN SCHMIDT)
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Der umstrittene Ex-Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, feiert ein Comeback. Er wurde zum Vorsitzenden des Verwaltungsrats der „Bank of Cyprus“ gewählt. In Nikosia gab es deswegen wütende Proteste.

Nikosia/Wien. Kein anderer Banker ist so umstritten wie der frühere Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann. Er gilt als Provokateur und verkörpert für viele den Raubtier-Kapitalismus. Nach seinem Ausscheiden aus der Deutschen Bank wurde der 66-jährige Schweizer Verwaltungsratschef der Zurich-Versicherung. Nachdem dort ein Vorstand Suizid beging, trat Ackermann zurück. Eine Untersuchung entlastete ihn. Ackermann habe den Vorstand nicht übermäßig unter Druck gesetzt, hieß es.

Nun feiert Ackermann ein Comeback. Er soll als Verwaltungsratschef die Bank of Cyprus retten. Dabei handelt es sich um das führende Institut Zyperns. Bei der Wahl von Ackermann kam es in Nikosia zu Ausschreitungen. Hunderte Menschen demonstrierten vor der Zentrale der Bank. Einige versuchten, ins Gebäude zu gelangen. Sie konnten durch ein Großaufgebot der Polizei zurückgedrängt werden. Die Demonstranten schrien: „Wir wollen unser Geld zurück.“ Die Bank of Cyprus geriet 2012 wegen der Griechenland-Geschäfte in Turbulenzen.

Doch Zypern war nicht in der Lage, den angeschlagenen Finanzsektor allein zu retten. Daher einigten sich die EU-Finanzminister auf ein milliardenschweres Hilfspaket. Die Unterstützung war an die Bedingung geknüpft, dass Sparer mit Einlagen von über 100.000 Euro einen großen Teil verlieren.

Zunächst hatte es Pläne gegeben, dass auch kleine Sparer enteignet werden sollen. Doch davon wurde nach massiven Protesten Abstand genommen. Seit der Zypern-Krise wissen Anleger in ganz Europa, dass sie einer Bank nicht mehr als 100.000 Euro anvertrauen sollten. Auch in Österreich haben die meisten Bankkunden ein Vermögen von über 100.000 Euro auf mehrere Institute aufgeteilt.

Beim jüngsten Stresstest der Europäischen Zentralbank ist die Bank of Cyprus durchgefallen. Um die Kapitallücke zu füllen, hatte das Institut schon im Sommer eine Milliarde Euro an frischem Kapital eingesammelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2014)

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