Konjunktur: Slowenien schwimmt, Kroatien sinkt

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Kräftiger Export und Reformen verhelfen Slowenien zu einem deutlichen Wachstum. Nachbar Kroatien steckt hingegen seit sechs Jahren in der Rezession fest.

Wien. Wenn Anfang Dezember die Experten des Internationalen Währungsfonds IWF nach Laibach reisen, um Slowenien das alljährliche Zeugnis auszustellen, werden sie einer zufriedenen Regierung gegenübersitzen. Nachdem das Land vergangenes Jahr knapp davor stand, unter den EU-Rettungsschirm schlüpfen zu müssen, gehört der südliche Nachbar Österreichs plötzlich zu den Musterschülern in der Eurozone.

Laut EU-Kommission ist heuer – nach zwei Jahren Rezession – wieder mit einem Wirtschaftswachstum von 2,4 Prozent zu rechnen. Damit ist die EU sogar optimistischer als die Regierung in Laibach, die ein Wachstum von zwei Prozent anpeilt – womit man aber immer noch deutlich über dem österreichischen Wachstum liegen würde. Hauptverantwortlich für den Aufschwung dürften Reformen, Privatisierungen und starke Exporte sein. Allein im September wuchsen die Exporte Sloweniens um 14 Prozent. Mehr als zwei Drittel aller Exporte gehen in die EU. Allein 20 Prozent nach Deutschland, zwölf Prozent nach Italien und acht Prozent nach Österreich. Die wichtigsten Exportbranchen des Landes sind Autoteile und Pharma.

Die neue Regierung unter Premier Miro Cerar, der erst im September angelobt wurde, will jetzt die Gehälter im öffentlichen Dienst um drei Prozent senken. Es soll ein Schritt in Richtung Reduzierung des Budgetdefizits auf unter drei Prozent sein. Heuer wird das Defizit bei rund 4,3 Prozent liegen. Vergangenes Jahr musste Slowenien seinen Bankensektor mit drei Milliarden Euro stützen.

Und das Problem bleibt ungelöst: Noch immer sitzen die slowenischen Banken auf rund sechs Millarden Euro an faulen Krediten, die sich wohl nicht mehr eintreiben lassen. Anders als beispielsweise in Österreich ist das für die Regierung ein direktes Problem – denn rund 55 Prozent des Bankensektors bestehen noch heute aus Banken im Staatsbesitz. Das dürfte wiederum ein Grund dafür gewesen sein, warum so viele riskante Kredite ohne Rücksicht auf Risiko vergeben wurden. Die Staatsschulden belaufen sich auf rund 70 Prozent des BIPs.

Kroatien braucht Reformen

Nachbar Kroatien tut sich noch deutlich schwerer. Das Land steckt seit mittlerweile sechs Jahren in einer Rezession. Die Wirtschaftsleistung des Landes ist seit 2008 um zwölf Prozent gesunken.

Auch für 2015 erwartet der IWF höchstens Stagnation – aber noch immer kein Wachstum. In dem Land stehen 1,3 Mio. Arbeiter 1,2 Mio. Pensionisten gegenüber, weshalb das System für Frühpensionen schnellstmöglich reformiert werden müsse, so der IWF. Die Staatsschulden Kroatiens belaufen sich derzeit auf 80 Prozent des BIPs, das Defizit liegt bei fünf Prozent.

Wie Slowenien müsse auch Kroatien die Restrukturierung staatlicher Unternehmen und der öffentlichen Verwaltung wieder in Angriff nehmen, so der IWF. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2014)

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