Preisverfall: Goldminen unter Fusionsdruck

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Der starke Goldpreisverfall hat hoch verschuldete Goldminen in Pleitegefahr gebracht. Die Branche erwartet eine Übernahmewelle, Randgold will zum „Raubtier“ werden.

Frankfurt/Bloomberg. Der Goldpreisverfall bringt die Goldminenbetreiber jetzt schwer unter Druck. Sie haben in guten Zeiten enorme Schuldenberge angehäuft, die sie jetzt zu erdrücken drohen. Viele Minen machen beim derzeitigen Goldpreis jedenfalls Verluste, was sie angesichts hoher Schulden in arge Bedrängnis bringt. Das könnte zu einer Übernahmewelle und zu einem starken Konzentrationsprozess bei den Minenbetreibern führen.

Nach Ansicht des Vorstandschefs des Goldminenbetreibers Randgold Resources, Mark Bristow, steht die Goldbranche weltweit jedenfalls „vor einem Scherbenhaufen“. Seit dem Höchststand im Jahr 2011 ist der Preis des Edelmetalls um gut 38 Prozent eingebrochen. Bristow sieht darin jedoch Chancen für seine Firma. „Es sind spannende Zeiten“, sagte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Die weltgrößten Goldproduzenten hatten im Verlaufe eines zwölf Jahre währenden Bullenmarktes rund 30 Mrd. Dollar an Schulden angehäuft. Als Gründe dafür werden vor allem Übernahmen und Investitionen in neue Minen genannt. Das wird nun für einige Unternehmen zum Stolperstein: Die Kosten sind enorm angestiegen, während der Goldpreis gleichzeitig kräftig eingebrochen ist.

Randgold hingegen sei schuldenfrei und arbeite selbst beim aktuellen Goldpreis profitabel, sagt Bristow. Die Aktie des Unternehmens hat sich in den vergangenen zehn Jahren so gut entwickelt wie keine Aktie eines anderen Goldproduzenten. Die Kriegskasse ist für die kommende Übernahmewelle mit 700 Mio. Dollar jedenfalls prall gefüllt.

Unter Bristows Führung hat Randgold bisher eher Abstand von Übernahmen genommen. Das Unternehmen baute seine Geschäfte aus, indem es selbst nach neuen Minen suchte. Fündig wurde man dabei unter anderem in Mali, dem Senegal und an der Elfenbeinküste. Eine Ausnahme war die 2009 erfolgte Übernahme von Moto Goldmines für rund 500 Mio. Dollar. Bei der Transaktion hatte sich die Firma mit AngloGold Ashanti zusammengetan.

Ohne Schulden sei Randgold gut positioniert, um nun als „Raubtier“ aufzutreten, hieß es in einer Kundennotiz von Investec. Randgold dürfte vor konkreten Übernahmen aber noch zuwarten, bis die Branche noch weiter unter Druck kommt.

Nach Angaben seines Vorstandschefs ist das Unternehmen bereit, das „Moto-Model“ zu wiederholen – also einen Zukauf gemeinsam mit einem Partner anzugehen. Daher könnte Randgold nach Zielen Ausschau halten, die bis zu 1,4 Mrd. Dollar kosten.

Während Randgold nach neuen Minen sucht und die Augen nach möglichen Zielen offen hält, produzieren viele Konkurrenten Gold mit einem Verlust.
Laut Nick Holland, dem Chef des Produzenten Gold Fields Ltd., produziert die Branche unter Einbeziehung der Schuldenrückzahlungen im Schnitt derzeit zu einem Preis von 1300 Dollar je Unze – das liegt rund 100 Dollar über dem aktuell erzielbaren Marktpreis.

AngloGold, der drittgrößte Produzent der Welt, leitet gerade Maßnahmen ein, um die Verschuldung zu reduzieren. Das Unternehmen will auch Minen zum Verkauf stellen. Marktführer Barrick Gold versucht ebenfalls, die Kosten zu senken, und erwägt, Minen zu veräußern. Fusionsgespräche mit Newmont Mining Corp., dem größten US-Produzenten, waren im April zusammengebrochen.
Randgold, dessen Aktienkurs sich in den vergangenen zehn Jahren nahezu versechsfacht hat, betreibt vier Minen. Die Firma will in diesem Jahr bis zu 1,2 Mio. Unzen Gold produzieren. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2014)

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