Konsolidierung: Telekommarkt im Umbau

EE Ltd. Chief Executive Officer Olaf Swantee Launches New TV Service
EE Ltd. Chief Executive Officer Olaf Swantee Launches New TV Service(c) Bloomberg (Chris Ratcliffe)
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Die Deutsche Telekom prüft den Verkauf ihrer britischen Mobilfunktochter EE – eine Gelegenheit für British Telecom.

München/London. Eigentlich wollte die Deutsche Telekom den zur Jahrtausendwende gestarteten US-Ausflug heuer endgültig beenden. Doch sprangen in drei Jahren drei Interessenten ab. Der letzte Versuch floppte Mitte Oktober, als die französische Iliad ihre Pläne, T-Mobile USA für 20 Mrd. Dollar zu schlucken, auf Eis legte. Der Preis war den Bonnern viel zu niedrig. Der große US-Rivale AT&T bot zuvor 39 Mrd. Dollar – der Deal scheiterte an den Wettbewerbshütern.

Jetzt will die T-Mobile-Austria-Mutter auch ihr Europa-Geschäft neu aufstellen und treibt damit die Konsolidierung in der Telekombranche voran. Durch die Anfang Oktober abgeschlossene Fusion von Telefonica Deutschland und der KPN-Tochter E-Plus entstand ein Mobilfunkriese, der gemessen an der Kundenzahl an den Platzhirschen Deutsche Telekom (DT) und Vodafone vorbeizog. Zudem erwägt die niederländische KPN einen Verkauf ihrer Beteiligung an Telefonica Deutschland. Der britische Rivale Vodafone signalisierte indes die Bereitschaft zur Veräußerung von Konzernanteilen außerhalb des Kerngeschäfts, unter anderem in Ungarn und Tschechien.

Jetzt geht es konkret um den britischen Mobilfunkableger EE („Everything Everywhere“). Die DT und ihr Partner Orange führten darüber Gespräche mit British Telecom (BT), bestätigte der Bonner Konzern. Diese befänden sich in einem frühen Stadium und es sei nicht sicher, dass es zu einer Transaktion kommen werde. Die Börse goutierte die Nachricht, die DT-Aktie legte zu.

Börsengang auf Eis gelegt

Die Nachrichtenagentur Reuters hat zu Wochenbeginn erfahren, dass es dabei auch um einen Verkauf des nach Kundenzahl größten Mobilfunkanbieters in Großbritannien geht. Analysten veranschlagen den Preis für EE auf 12,6 Mrd. Euro. EE, ein Gemeinschaftsunternehmen der Telekom und der französischen Orange, erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 8,2 Mrd. Euro und einen Betriebsgewinn (Ebitda) von zwei Mrd. Euro.

In der Vergangenheit wurde wiederholt über eine Börsenotierung oder den Verkauf der gemeinsamen Tochter spekuliert. Diese wurde 2010 gegründet mit dem Ziel, Ressourcen zu bündeln und den neuen Mobilfunkstandard LTE sowie Glasfaserbreitband anzubieten. Anfang des Jahres wurde de Börsengang von EE auf Eis gelegt.

Für den britischen Telekomriesen BT bietet sich nun eine gute Chance: Der Konzern drängt zurück ins Mobilfunkgeschäft für Privatkunden und hat nach eigener Auskunft zwei heimische Anbieter im Visier. Der Konzern bestätigte aber bisher lediglich Übernahmegespräche mit der Telefonica über deren britisches O2-Geschäft, das auf 11,4 Mrd. Euro taxiert wird.

BTs Expansion ins Mobilfunkgeschäft könnte der Anstoß auch für eine Konsolidierung des britischen Telekommarktes sein, auf dem sich vier Netzbetreiber und vier große Breitbandanbieter tummeln. Reine Mobilfunkfirmen dürften es künftig dort schwerer haben, denn der Trend geht ganz allgemein zu Paketangeboten von Festnetz-, Mobilfunk- und Internetdiensten. (Reuters/eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.11.2014)

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