Bericht: Russische Milliarden für Oligarch Firtasch?

Dimitri Firtasch
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Das Geld für die Millionen-Kaution des ukrainischen Oligarchen soll russischer Herkunft sein. Zwei Firmen sollen von Russland zudem 20 Milliarden Kubikmeter Gas weit unter Marktpreis erhalten haben.

Der ukrainische Oligarch Dimitri Firtasch soll angeblich durch Sonderkonditionen beim russischen Staatskonzern Gazprom im Gas-Geschäft Milliarden verdient haben. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag berichtet, erhielten in den vergangenen vier Jahren zwei Firtasch-Firmen 20 Milliarden Kubikmeter Gas weit unter Marktpreis und erzielten damit rund 2,4 Milliarden Euro an Mehreinnahmen.

Firtasch wurde im März in Wien am hiesigen Sitz seiner Firma verhaftet und kam wenig später gegen die Rekordkaution von 125 Millionen Euro frei. Er wartet nun in Österreich auf eine Entscheidung über seine Auslieferung an die USA. Dort soll ihm am Bundesgericht in Chicago wegen Bestechungsverdacht und anderen Vorwürfen in einem indischen Fall der Prozess gemacht werden.

Vier Mal mehr Gas verkauft als bisher bekannt

Reuters beruft sich in seinen Enthüllungen auf russische Zolldokumente, die der Nachrichtenagentur zugespielt wurden. Darin heißt es, Firtasch habe vier Mal mehr Gas verkauft als die russische Regierung bisher zugegeben hat. Gelaufen sind die Geschäfte laut dem Bericht über die zypriotische Ostchem Investments und die schweizerische Firma Ostchem Gas Trading AG, die von Wiener Firtasch-Holding Group DF gegründet wurde.

Neben verbilligtem Gas soll der ukrainische Unternehmer weitere Unterstützung aus Moskau erhalten haben: Kreml-nahe Banken, darunter die Gazprombank, unterstützten ihn mit Kreditrahmen von bis zu 8,8 Milliarden Euro, berichtet Reuters. Außerdem soll Firtasch aus Russland das Geld für seine Millionen-Kaution in Wien erhalten haben: Der russische Milliardär Wassili Anissimow lieh ihm die 125 Millionen Euro. Eine "rein geschäftliche Transaktion", sagte Anissimow. Firtasch sei "weder mein Freund noch ein Geschäftspartner". Anissimow gilt als Kreml-Vertrauter und leitet auch den russischen Judo-Verband, dem Lieblingssport von Präsident Wladimir Putin.

Ein Sprecher von Firtasch in Österreich wollte den Bericht zunächst nicht kommentieren.

Eine Frage der Interessen

In der Ukraine sehen Beobachter die Hand der russischen Regierung hinter Firtasch. "Er ist eine politische Person, die Russlands Interessen in der Ukraine repräsentiert", sagte Viktor Tschumak, der als Abgeordneter bis zuletzt den Anti-Korruptionsausschuss des ukrainischen Parlaments leitete. In Moskau wird das zurückgewiesen. "Firtasch ist ein unabhängiger Geschäftsmann und verfolgt seine eigenen Interessen. Ich glaube nicht, dass er Interessen anderer Leute repräsentiert", sagte ein Sprecher des russischen Präsidenten Putin gegenüber Reuters.

(APA/Reuters)

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