Mit 0,3 Prozent ist die Inflationsrate gegenüber dem Vormonat noch weiter zurückgegangen. Experten erwarten 0,0 Prozent zu Jahresbeginn 2015.
Die Inflation in der Eurozone ist im November auf einen Tiefstand gesunken und setzt damit die Europäische Zentralbank unter Druck. Die Verbraucherpreise lagen nur 0,3 Prozent über dem Niveau vor Jahresfrist, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte. Im Oktober betrug die Teuerungsrate noch 0,4 Prozent. Der weitere Rückgang schürt Sorgen vor einer Deflation.
Die EZB will aber einen weiteren für die Wirtschaft schädlichen Preisverfall auf breiter Front unbedingt verhindern. Gedämpft wurde die Inflation vor allem von fallenden Energiepreisen. Diese sanken um 2,5 Prozent. Dienstleistungen hingegen verteuerten sich mit 1,1 Prozent überdurchschnittlich.
Weiter billiges Geld durch EZB
Experten gehen davon aus, dass die Inflationsrate noch weiter sinkt. "Bis Januar 2015 dürfte sie weiter auf 0,0 Prozent zurückgehen", sagte Commerzbank-Analyst Christoph Weil. "Was die Verbraucher freut, verstärkt die Nervosität der EZB." Die Notenbank um ihren Präsidenten Mario Draghi spricht bei Werten von knapp unter zwei Prozent von stabilen Preisen. Fallende Preise können eine Wirtschaft dauerhaft lähmen, wenn sich Verbraucher zurückhalten, Löhne sinken und Firmen ihre Investitionen aufschieben.
Um eine Deflation zu verhindern, hat die EZB ihren Leitzins auf ein Rekordtief gesenkt. Außerdem pumpt sie Milliarden an billigem Geld in die Wirtschaft. "Breit angelegte Anleihekäufe der Notenbank sind wohl nur noch eine Frage der Zeit", sagte Commerzbanker Weil. Auch Jonathan Loynes von Capital Economics geht davon aus, dass die EZB ihre Geldpolitik weiter lockert. Die EZB-Spitze entscheidet am Donnerstag über ihr weiteres Vorgehen.
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann betonte in Berlin, grundsätzlich reagiere die Geldpolitik anders auf niedrige Energiepreise als auf eine Lohn-Preis-Spirale. "Die stimulierende Wirkung, die von niedrigen Energiepreisen ausgeht, ist ja fast ein kleines Konjunkturprogramm." Die geringe Inflation stütze die Kaufkraft. Aus wirtschaftlicher Sicht sei ein Konjunkturpaket für Deutschland allerdings nicht sinnvoll, sagte das EZB-Ratsmitglied auf dem Wirtschaftsgipfel der "Süddeutschen Zeitung". Dies würde nur ein "konjunkturelles Strohfeuer" mit relativ geringen Ausstrahleffekten auf den Euroraum entfachen.
(APA/Reuters)