Italien: Kein Geld für Weihnachtsgeschenke

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Die Arbeitslosigkeit in Italien hat ein Rekordhoch erreicht, die Menschen müssen bei Geschenken sparen.

Rom. Mageres Weihnachten in Italien. Im Dezember wird jede italienische Familie für Weihnachten durchschnittlich 400 Euro ausgeben, das sind acht Prozent weniger als im ohnehin schon schwierigen Dezember 2013, ergab eine Studie der Wirtschaftsberatung Deloitte. 2009 hatten die italienischen Familien noch 665 Euro für Weihnachten ausgeben.

Ein Grund für die Sparsamkeit ist zweifellos die steigende Arbeitslosigkeit. Sie erreichte im Oktober dieses Jahres 13,2 Prozent. Das war ein Plus von 2,7 Prozent im Vergleich zum September 2014 und eine Steigerung um 9,2 Prozent im Vergleich zum Oktober 2013. 13,2 Prozent Arbeitslosigkeit bedeuten auch einen traurigen Rekord: Noch nie seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1977 war die Zahl so hoch. Insgesamt waren 3,4 Millionen Italiener ohne Job.

Auch die Jugendarbeitslosigkeit kletterte im Oktober auf 43,4 Prozent, das sind um 1,9 Prozentpunkte mehr als im Vergleichsmonat 2013. 708.000 Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren sind auf Arbeitssuche.

Im täglichen Leben bedeutet das einen grundlegenden Wechsel im Einkaufsverhalten. Die Menschen sparen nicht nur bei Weihnachtseinkäufen, sondern auch bei Ausgaben für Reisen und für Lebensmittel. „Es geht nicht mehr nur um einen Konsumrückgang. Das Verhalten des Verbrauchers hat sich in Italien zutiefst geändert. Der Konsumismus ist vorbei. Krise und technologische Innovation haben zu einem tiefen Wandel der Konsumgewohnheiten geführt“, sagte der Wirtschaftsexperte Dario Righetti der Mailänder Zeitung „Sole 24 Ore“.

Weihnachtsgeld für die Steuer

Laut Righetti verzichten sechs von zehn Konsumenten auf Impulseinkäufe. Rabatte werden zu entscheidenden Faktoren bei der Wahl eines Weihnachtsgeschenkes, bei dem man auch stark auf Qualität achte. Beim Erwerb der Weihnachtsgeschenke greifen die Italiener immer mehr auf E-Commerce zurück. Das Weihnachtsgeld, das die Italiener einsparen, dient vor allem der Zahlung von Rechnungen und Steuern. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2014)

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