Russen kaufen Porsche und Lexus "wie warme Semmeln"

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In Krisenzeiten sehen die Leute in Autos ein Investment, sagt ein russischer Mercedes-Manager. Der Rubel-Einbruch verändere ihr Verhalten.

Russen decken sich in diesen Tagen mit Autos der Luxusmarken Porsche und Lexus ein. Damit wollen sie verhindern, dass der sinkende Rubel ihr Erspartes aufzehrt.
Bevor nächstes Jahr Preiserhöhungen anstehen, sind die Verkäufe von Porsche-Fahrzeugen wie dem Cayenne im vergangenen Monat um 55 Prozent angezogen, währen bei Lexus die Nachfrage um 63 Prozent kletterte. Russische Lexus-Autohäuser mussten Extra- Mitarbeiter an Bord holen, um die Kundenbesuche - die um ein Drittel angezogen sind - zu handhaben. Das erklärte die Tochter der japanischen Toyota Motor Corp.

Bei den Käufern handelt es sich aber längst nicht nur um reiche Russen. Menschen aus allen Bevölkerungsschichten tauschen ihre Rubel für Luxus-Wagen ein. Zwischen dem 1. November und 8. Dezember war die russische Währung im Vergleich zum Dollar um 19 Prozent eingebrochen.
Der jüngste Nachfrage-Sprung ist auf dem russischen Automarkt durchaus willkommen, nachdem dieser wegen der Konjunkturprobleme des Landes unter Druck geraten war. Insgesamt sanken die Fahrzeugauslieferungen vergangenen Monat nur um 1,1 Prozent, womit sich das Minus seit Jahresbeginn auf 12 Prozent erhöhte. Das geht aus Zahlen der russischen Association of European Businesses (AEB) hervor.

40.000 Dollar gespart

“Autos, egal ob billige oder Luxuswagen, verkaufen sich derzeit wie warme Semmeln”, sagt Tatjana Lukowezkaja, Chefin der Rolf Group, einem der größten Autohändler des Landes. “Wir können uns an keinen derartigen anderen Boom in den vergangenen zehn Jahren erinnern.”
Ersparnisse von einer Million Rubel sind inzwischen nur noch rund 18.600 Dollar wert. Das ist im Vergleich zum 1. November ein Rückgang von etwa 4650 Dollar.
Und Autos sind noch günstig zu haben. Die Preise sind im vierten Quartal nur zwischen fünf Prozent und sieben Prozent geklettert, heißt es bei Rolf Group. Die Verbraucherpreise stiegen im vergangenen Monat um 9,1 Prozent.

Alexej, der bei einer führenden russischen Bank arbeitet und seinen Namen nicht genannt haben wollte, kaufte im November einen Audi A7. Mit dem jüngsten Einbruch beim Rubel habe er für das Fahrzeug umgerechnet rund 40.000 Dollar weniger bezahlt, als er dies zuvor hätte tun müssen.
“In Krisenzeiten sehen die Leute in Autos ein Investment”, sagt Andrej Rodionow, Chef für Unternehmenskommunikation bei der russischen Sparte von Mercedes-Benz. “Die Faustregel, dass ein Auto nach dem Verlassen des Autohauses 20 Prozent seines Wertes verliert, stimmt nicht mehr.”

"Außergewöhnliche Nachfrage"

Zwar versuchen die Autohersteller, die vollen Auswirkungen des Rubel-Einbruchs nicht an die Kunden weiterzugeben. Doch ein größerer Preisanstieg im kommenden Jahr ist “unausweichlich”, weil keiner mit Verlust verkaufen will, sagt Lukowezkaja. Ihren Worten zufolge hängen selbst ausländische Autohersteller mit einer lokalen Produktion in Russland in einem großen Umfang von importierten Autoteilen ab.

“Bei ungewöhnlichen Umständen passieren ungewöhnliche Dinge”, sagt Jörg Schreiber, Chairman des Autohersteller- Ausschusses bei der AEB. “Die Nachfrage der Endkunden war in den vergangenen Wochen außergewöhnlich. Dazu beigetragen haben auch Regierungsbeihilfen und breite Erwartungen, dass die Preise im neuen Jahr anziehen werden. Der Ausblick für die Dezember- Verkäufe sieht auch sehr rosig aus.”

(Bloomberg)

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