Mercedes für neues Konto: So kämpfen Chinas Banken um Kunden

A Mercedes logo is seen on a car displayed on media day at the Paris Mondial de l'Automobile
A Mercedes logo is seen on a car displayed on media day at the Paris Mondial de l'AutomobileREUTERS
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Chinas Banken sind kreativ, wenn es darum geht, die Sparer davon zu überzeugen, ihre Yuan auf Sparkonten zu parken.

Chinesische Banken setzen alles daran, neue Kunden anzuwerben. Denn Bewohner der Volksrepublik schauen sich nach Alternativen für ihre Ersparnisse um. Um Konten attraktiver zu machen, werben die Banken mit Geschenken. Rabatte, Reisen ins Ausland, Zinsen über dem offiziellen Leitzins, selbst Gratis-Gemüse - Chinas Banken sind kreativ, wenn es darum geht, die Sparer davon zu überzeugen, ihre Yuan auf Sparkonten zu parken.

Der Konkurrenzkampf ist nicht billig. “Die Einlagen der chinesischen Banken bluten aus”, sagt Rainy Yuan, Analyst beim Broker Masterlink Securities Corp. in Shanghai. “Es gibt keine Lösung für dieses Problem. All die Anstrengungen, die sie bei der Zurückgewinnung von Sparern unternommen haben, treiben die Kosten nur nach oben. Es ist eine Schlacht, die sie letztlich nur verlieren können.”

Höhere Erträge aus Internet-Fonds und anderen Investment-Produkten - im Zusammenspiel mit der Erwartung steigender Aktienkurse - hatten bei den Banken zuletzt zu hohen Abflüssen geführt. In den drei Monaten bis September verloren sie 950 Milliarden Yuan (123 Milliarden Euro) an Einlagen. Es war das erste Quartals- Minus seit dem Jahr 1999. Und in den ersten elf Monaten des laufenden Jahren lagen die neuen Einlagen rund 23 Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraums, belegen die Statistiken der People’s Bank of China.

Ein iPhone oder gleich ein Mercedes?

Die iPhone-Werbeaktion lief im Oktober bei einer Pekinger Filiale der Ping An Bank Co. aus Shenzhen. Geboten wurde ein 128 Gigabyte fassendes Gerät anstelle von Zinszahlungen auf die Einlage von 38.000 Yuan über fünf Jahren. Wer über denselben Zeitraum 903.000 Yuan parkte, konnte sich sogar eines von vier Mercedes-Modellen aussuchen.

Ein Mercedes A180, der 252.000 Yuan kostet, hätte dem Sparer umgerechnet einen annualisierten Ertrag von nahezu sieben Prozent beschert. Zum Vergleich: der Benchmark-Zins für Einlagen über fünf Jahre lag bei vier Prozent.

"Gesetzeswidrige Praktiken" verboten

Die China Banking Regulatory Commission hatte im September "gesetzeswidrige" Praktiken zur Anwerbung von Einlagen verboten, etwa Geschenke oder Rabatte. Banken, die sich nicht daran halten würden, müssten mit Strafen rechnen. Allerdings machte die Aufsicht nicht deutlich, ob Produkte anstelle von Zinszahlungen als Geschenke gelten.

Chinesen hatten zuletzt viel Geld in Online-Geldmarktfonds gesteckt, die von Unternehmen wie Alibaba Group Holding Ltd. und Baidu Inc. angeboten wurden. Yu’E Bao beispielsweise zog in den ersten 15 Monaten nach Gründung insgesamt 535 Milliarden Yuan von 149 Millionen Kunden an. Das sind mehr Menschen, als Frankreich und Großbritannien an Einwohner zählen. Kunden mussten einfach ein paar Tasten auf ihrem Mobiltelefon drücken und konnten sich dabei einen jährlichen Ertrag von bis zu 6,8 Prozent sichern. Derzeit liegt er bei rund vier Prozent.

Viele investieren in Aktien

Der Anstieg des Shanghai Composite Index um 43 Prozent in den vergangenen sechs Monaten hatte zudem viele Chinesen in Aktien investieren lassen. Allein in der ersten Dezember-Woche eröffneten die Chinesen nahezu 600.000 Aktien-Depots - ein Plus von 62 Prozent im Vergleich zur vorangegangenen Woche laut China Securities Depository and Clearing Co.

Um die Wirtschaft anzutreiben, hatte Chinas Zentralbank am 21. November erstmals seit über zwei Jahren eine Senkung der Benchmark-Zinsen bekanntgegeben. Der Benchmarksatz für einjährige Einlagen wurde von drei Prozent auf 2,75 Prozent reduziert.

Gleichzeitig wurde der maximale Zinssatz, den Banken ihren Kunden zahlen können, von zehn Prozent auf 20 Prozent über dem Benchmarksatz angehoben. Damit erhielten die Banken eine bislang kaum gekannte Freiheit bei der Festsetzung ihrer eigenen Zinssätze.

(Bloomberg)

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