Dass die Rubel-Krise sich auf Raiffeisen auswirken wird, ist klar. Wie stark, könne aber noch nicht gesagt werden, so RBI-Vorstand Strobl.
Wien. Ein Minus von knapp 30 Prozent seit Anfang Dezember. Neben dem russischen Rubel ist wohl nur die Aktie von Raiffeisen International (RBI) in jüngster Zeit ähnlich stark gefallen. Am Donnerstag erholte sich die Aktie zwar wieder leicht, dennoch gibt es auf dem Markt große Sorgen, dass das äußerst ertragreiche Russland-Geschäft weitgehend wegbrechen könnte. „Wir gehen fix davon aus, dass die Wirtschaft in Russland 2015 um fünf Prozent schrumpfen wird“, meint dazu RBI- und RZB-Vorstand Johann Strobl vor Journalisten. Wie stark sich dieser Abschwung auf Raiffeisen durchschlagen werde, könne noch nicht gesagt werden.
Entscheidend dafür sei nämlich etwa, wie sich die Inflation in Russland auf die Löhne auswirkt. „Wenn die Löhne mit der Inflation steigen, dann sollte es bei den Privatkunden kaum Ausfälle geben“, so Strobl. Nur 200 Mio. von insgesamt mehr als vier Mrd. Euro Privatkrediten seien Fremdwährungskredite, bei denen der Rubel-Verfall die Rückzahlung für die Kreditnehmer empfindlich verteure. „Vor zwei Jahren gab es in Weißrussland massive Abwertungen, und es ist bei uns eigentlich gar nichts passiert.“
Anders die Situation bei den Firmenkunden. Hier sind 60 Prozent der etwa sechs Mrd. Euro in Fremdwährungen vergeben. Allerdings seien die Kreditnehmer in der Regel Firmen, die auch ihre Erlöse in Euro oder Dollar erzielen. Entscheidend sei hier, wie stark sich die russische Rezession auf diese meist exportorientierten Firmen auswirke.
Dennoch sieht Strobl keinen Grund für Panik. „Selbst, wenn sich die Risikovorsorgen verdreifachen, machen wir in Russland noch Gewinne.“ Und bei einer Verdreifachung der Risikovorsorgen wäre man bereits über dem Niveau des Krisenjahres 2009.
RZB: Bankensteuer muss weg
Dennoch will man bei RBI und der Mutter RZB die Profitabilität heben. Dazu gehört einerseits das bereits vor zwei Jahren eingeführte Kostensenkungsprogramm, durch das mehrere Töchter zusammengeführt wurden. Dadurch soll die Mitarbeiterzahl von einst 1300 auf unter 1000 fallen und pro Jahr sollen 25 Mio. Euro eingespart werden.
Andererseits fordert RZB-Chef Walter Rothensteiner Änderungen bei der Bankensteuer, wenn die Institute ab 2016 auch in den europäischen Stabilitätstopf einzahlen müssen. Ansonsten würde die Möglichkeit, aus dem operativen Geschäft Eigenkapital zu bilden, „gegen null“ fallen. „Und irgendwann wird es halt keine Kredite mehr geben“, so Rothensteiner. (jaz)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2014)