Die russischen Devisenreserven fallen auf den niedrigstem Stand seit 2009. Die Inflation ist erstmals seit 2009 auf über zehn Prozent gestiegen.
Die russische Regierung hat ungeachtet eines kräftigen Inflationsanstiegs sowie des rasanten Schwundes seiner Devisenreserven die Währungskrise für beendet erklärt. Die Turbulenzen auf dem Devisenmarkt seien nach Ansicht der Regierung vorüber und der Rubel erstarke wieder, erklärte Finanzminister Anton Siluanow am Donnerstag.
Der Rubel war vergangene Woche wegen des rasanten Ölpreis-Rückgangs sowie wegen der westlichen Sanktionen in der Ukraine-Krise auf den tiefsten Stand seiner Geschichte gefallen. Die Währung erholte sich jedoch wieder etwas, nachdem die Behörden entschieden gegen den Kursverfall vorgegangen waren.
Stützungskäufe lassen Devisenreserven schmelzen
Die russischen Gold- und Devisenreserven sind durch die Stützungskäufe auf den tiefsten Stand seit mehr als vier Jahren gefallen. Die Moskauer Notenbank bezifferte die Reserven auf 398,9 Milliarden Dollar - ein Rückgang von 15,7 Milliarden Dollar innerhalb einer Woche. Zuletzt war die Summe im August 2009 unter 400 Milliarden Dollar gelegen. Die Notenbank hat heuer insgesamt mehr als 80 Milliarden Dollar (65,47 Mrd. Euro) zur Stützung des Rubel ausgegeben.
Nach Angaben der Regierung in Moskau hat der Wertverlust des Rubel die Inflationsrate zuletzt auf 10,4 Prozent erhöht. Bis Jahresende könne die Preissteigerung sogar auf rund elf Prozent steigen. Die Preissteigerung hatte zuletzt während der Finanzkrise 2009 die psychologisch wichtige Schwelle von zehn Prozent überschritten.
Russen machen weniger Urlaub
Die Russen machen deshalb deutlich weniger Urlaub im Ausland. Die Zahlen der Reisenden seien in diesem Jahr um 40 bis 50 Prozent im Vergleich zu 2013 gesunken, sagte die Direktorin der Vereinigung der Tourismusanbieter in Russland, Maja Lomidse. Betroffen ist auch Deutschland, das deutlich weniger Touristen aus Russland verbucht.
Viele Russen berichten davon, dass sie sich im Westen angesichts der Sanktionen gegen ihr Land im Ukraine-Konflikt unerwünscht fühlen. Diese Lage habe letztlich zu massenhaften Pleiten bei den Reiseanbietern im Riesenreich geführt. Als beliebteste Reiseziele der Russen nannte Lomidse die Türkei und Ägypten.
In der Europäischen Union waren nach Darstellung der Expertin Griechenland und Spanien die begehrtesten Länder mit einem Anteil von jeweils sieben Prozent an der Gesamtzahl der russischen Touristen. Die Deutsche Botschaft in Moskau hatte auf Anfrage unlängst von einem Minus von 16 bis 20 Prozent gesprochen bei der Zahl der Visa-Anträge im Vergleich zum Vorjahr.
(APA/Reuters)