Börsengänge: Nicht alle Anleger schrien vor Glück

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Wer sich heuer mit Zalando- oder Buwog-Aktien eingedeckt hat, ist bis dato gut damit gefahren. Der dänische Anbieter von Schiffsdiesel, OW Bunker, ging aber schon sieben Monate nach dem Börsengang pleite. Die Zahl der Börsengänge nimmt in Europa neuerdings wieder zu.

Wien. Zalando-Aktionäre sind letztlich gut mit ihrem Investment gefahren. Nachdem die Aktie im Oktober an die Börse gegangen war, sackte sie in den Folgetagen gleich ab und dümpelte wochenlang auf niedrigem Niveau dahin. „Niemand schreit vor Glück“, unkten Kritiker in Anspielung auf den Werbeslogan des Unternehmens. Doch dann überraschte der Onlinehändler positiv mit seinen Drittquartalszahlen. Das gefiel den Anlegern. Inzwischen notiert der SDAX-Wert in Frankfurt um gut 17 Prozent über dem Emissionskurs.

Ähnlich erging es der Aktie von Rocket Internet, die nach dem Börsengang im Herbst zunächst abstürzte, inzwischen aber um einen Preis gehandelt wird, der um ein Fünftel über dem Ausgabekurs liegt.

Noch mehr freuen können sich jene, die beim bisher größten Börsengang, dem des chinesischen Internethändlers Alibaba im vergangenen September, zugreifen konnten: Gegenüber dem Ausgabepreis hat das Alibaba-Papier um 62 Prozent zugelegt. Auch andere Börsengänge von großen Technologiefirmen haben sich in den vergangenen Jahren für die Anleger bis dato gelohnt. Die Facebook-Aktie stieg seit dem IPO vor zwei Jahren um 80 Prozent, das Twitter-Papier seit einem Jahr um 44 Prozent.

Aber nicht alle Börsengänge des heurigen Jahres waren ein Erfolg. Die größte Enttäuschung lieferte der dänische Schiffskraftstoff-Händler OW Bunker. Im März ging er in Kopenhagen an die Börse, im November ging er– infolge eines Betrugsfalls, der den Konzern 100 Mio. Euro kostete– pleite.

So unterschiedlich es den Börseneulingen des heurigen Jahres erging, so deutlich zeigt sich ein Trend: Die Intensität der IPOs (Initial Public Offerings) nimmt zu. Mit einem Wert von 64 Mrd. Dollar allein in Westeuropa war das Volumen (bis Mitte Dezember) so hoch wie zuletzt im Vorkrisenjahr 2007.

Das ist ein ambivalentes Signal für Anleger: In schlechten Zeiten, wenn Aktien billig sind, geht kaum ein Unternehmen an die Börse, wenn es nicht muss. Schließlich will man seine Aktien nicht herschenken. Diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Die Unternehmen können ihre Anteile gut– also nicht mehr billig– an die Börse bringen. Umgekehrt gab es in Wien, wo Aktien derzeit als billig gelten, heuer kaum Börsengänge. Der einzige Neuzugang im Prime Market war der Flugzeugbauer FACC. (Im Standard Market Auction notiert seit Kurzem auch die Porr-Immobiliensparte Piag.) Nach enttäuschenden Halbjahreszahlen rasselte der FACC-Aktienkurs in die Tiefe und liegt jetzt um ein Viertel unter dem Ausgabepreis.

Die einzige Erfolgsgeschichte eines Börseneulings lieferte die Buwog. Dabei handelt es sich jedoch um keinen Börsengang im engeren Sinn, sondern um eine Abspaltung: Immofinanz-Aktionäre erhielten Ende April Anteilscheine der Wohnimmobilientochter. Seit damals ging es mit der Buwog-Aktie um 16 Prozent nach oben. Das ist allerdings nur ein schwacher Trost für die Immofinanz-Aktionäre: Das Papier der Mutter rutschte heuer um 23 Prozent ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.12.2014)

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