Regierungskrise lässt griechische Anleihen einbrechen

Greek Prime Minister Samaras reacts in parliament during the last round of a presidential vote in Athens
Greek Prime Minister Samaras reacts in parliament during the last round of a presidential vote in AthensREUTERS
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Auch die Renditen von spanischen und italienischen Papieren legten zu. Der
IWF setzt seine Hilfszahlungen an Athen bis zur Regierungsbildung aus.

Nachdem die Präsidentenwahl in Athen gescheitert war, sind am Montag die griechischen Staatsanleihen angesichts der vorgezogenen Neuwahlen und eines möglichen Wahlsiegs des Linksbündnisses Syriza massiv auf Talfahrt gegangen. Unmittelbar nachdem der dritte und letzte Anlauf zur Wahl eines neues Staatspräsidenten gescheitert war, gerieten die Kurse unter Druck. Die Rendite für Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren stieg gegen Mittag um 0,91 Prozentpunkte auf 9,12 Prozent. Die Rendite stand damit nur knapp unter dem Jahreshoch von 9,21 Prozent von Mitte Dezember. Die vorgezogenen Wahlen werden in Griechenland am 25. Jänner stattfinden. Dies teilte am Montag der griechische Regierungschef Antonis Samaras mit. 

Neben Staatsanleihen geriet auch Griechenlands Aktienmarkt nach der Wahlentscheidung stark unter Druck. Im Mittagshandel brach die Börse in Athen etwa zehn Prozent ein. Auch am Frankfurter Aktienmarkt gerieten die Aktien unter Verkaufsdruck. Allerdings rutschte der Dax nur um 0,77 Prozent auf 9.845,69 Punkte. Auch Renditen von weiteren Ländern der Eurozone legten spürbar zu. So stieg der Zinssatz für zehnjährige Staatsanleihen aus Italien um 0,11 Prozentpunkte auf 2,00 Prozent und die Rendite für 10-jährige Papiere aus Spanien um 0,10 Prozentpunkte auf 1,70 Prozent.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) setzt seine Hilfszahlungen an Griechenland bis zur Bildung einer neuen Regierung aus. Die nächste Kredittranche könne erst ausgezahlt wenn, wenn nach den für Jänner geplanten Neuwahl eine neue Regierung gebildet worden sei, teilte der IWF am Montag in Washington mit.

DIW erwartet keinen großen Rückschlag

Dennoch sieht DIW-Chef Marcel Fratzscher trotz der angespannten politischen Lage in Griechenland keine erheblichen Gefahren für Europa. "Ich erwarte keinen signifikanten Rückschlag für Europa durch die politische Krise in Griechenland", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) am Montag auf dpa-Anfrage.

"Viele andere Krisenländer in Europa sind auf einem guten Weg, haben wichtige Reformen umgesetzt und sehen erste wirtschaftliche Erfolge." Fratzscher sieht in einer möglichen Regierungsübernahme der Linken in Griechenland nach den vorgezogenen Neuwahlen sogar Chancen. "Das politische Erdbeben durch eine mögliche Regierungsübernahme durch Syriza könnte zwar kurzfristig Kosten haben, jedoch auch einen notwendigen Neuanfang für das Land herbeiführen."

Griechenland ist seit 2010 mit zwei Rettungsprogrammen von insgesamt 240 Milliarden Euro im Kampf gegen die Schuldenkrise über Wasser gehalten worden. Im Gegenzug verlangt die sogenannte Troika aus EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) aber Reformen und Sparanstrengungen, die unpopulär sind. Griechenland will im kommenden Jahr an die Finanzmärkte zurückkehren und wieder selbst über neue Anleihen Geld einnehmen.

(APA/dpa)

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