Deutschland: Ökonom warnt vor Währungskrieg

Verwaltungsgebaeude  der europaeischen Zentralbank in Frankfurt/Main (EZB)
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Ökonom Krämer warnt vor "Konflikten mit anderen Ländern". DIW-Chef Fratzscher glaubt an Vorteile für deutsche Exporteure.

Die durch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgelöste Talfahrt des Euro-Kurses könnte nach Einschätzung des Chefvolkswirts der deutschen Commerzbank, Jörg Krämer, zu einen Währungskrieg führen. Indes sieht der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, zumindest derzeit keine Gefahr einer solchen Entwicklung in der internationalen Geldpolitik.

"Wenn die EZB ungelöste wirtschaftliche Probleme durch eine Euro-Abwertung lösen möchte, dann schafft sie Konflikte mit anderen Ländern. Die USA halten derzeit nur deshalb still, weil es ihnen wirtschaftlich recht gut geht", sagte Krämer dem "Handelsblatt" (Online-Ausgabe). Die Abwertungspolitik der EZB belaste aber auf Dauer die Beziehungen zu den USA und den asiatischen Ländern.

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, räumte zwar ein, das geplante Anleihenkaufprogramm der EZB habe zur Schwächung des Euro beigetragen. Er sehe deshalb aber "zur Zeit kein Risiko für einen Währungskrieg", sagte der DIW-Chef dem "Handelsblatt". Viele andere Zentralbanken hätten ähnliche Ankaufprogramme wie die EZB. Und der Euro sei selbst bei seinem jetzigen Wechselkurs nicht deutlich unterbewertet.

"Kaum jemand wird so profitieren wie deutsche Exporteure"

Fratzscher betonte die Vorteile für Deutschland. "Kaum jemand wird so stark von einem günstigeren Euro profitieren wie die deutschen Exporteure", sagte er. Ihre Produkte würden weltweit günstiger und wettbewerbsfähiger.

Auch Krämer sieht kurzfristig Vorteile für die Konjunktur durch einen schwachen Euro. "Denn er verbilligt die im Euroraum hergestellten Güter aus Sicht von Kunden in den USA oder Asien, was die Exporte und die Gewinne der Unternehmen im Euroraum erhöht." Aber langfristig löse eine schwache Währung nicht das Wettbewerbsproblem vieler Länder im Euroraum, betonte der Commerzbank-Chefökonom.

Der Euro-Kurs war nach der Ankündigung massiver Ankäufe von Staatsanleihen durch die EZB zum Wochenende bis knapp unter 1,12 US-Dollar gefallen und erreichte den tiefsten Stand seit September 2003. Selbst ein Kursverfall bis zur Parität mit dem Dollar wird von Experten nicht mehr ausgeschlossen.

(APA/dpa)

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