Aufregung um Frankenkredite: Stop-Loss-Aufträge manipuliert?

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Die dänische Partnerbank vom heimischen Vermögensverwalter Censo soll die Ausführungspreise bei Stop-Loss-Aufträgen nachträglich verändert haben.

Die Freigabe des Franken-Wechselkurses beschert dem Wiener Vermögensverwalter Censo um Gerhard Massenbauer Probleme mit seiner dänischen Partnerbank. Die Saxobank soll bei der Abwicklung von sogenannten Stop-Loss-Aufträgen nachträglich Änderungen durchgeführt haben. Massenbauer hat daher seine Anwälte eingeschaltet.

Wie eine Sichtung der Kundendaten ergab, habe die Saxobank Ausführungspreise im nachhinein verändert. Das habe zu einer Revision von Gutschriften und damit zu einer Belastuung der Konten geführt. Censeo könne "die Rechtmäßigkeit dieser Maßnahme nicht erkennen", erklärte Massenbauer in einer Aussendung am Montag. Censo betreut Devisenkonten von rund 140 Fremdwährungskreditnehmern. Es geht um offene Franken-Kredite in der Höhe von 30 Millionen Euro.

Verluste trotz Absicherung

Censeo hat unter dem Namen "Frankenkonzept" ein Instrument zur Eindämmung von Kursrisiken bei Fremdwährungskrediten verkauft. Das "Frankenkonzept" besteht darin, auf einem Zweitkonto Franken zu kaufen zum bestmöglichen Preis. Dies war für viele Kunden zunächst zu weit besseren Preisen abgerechnet worden, und Stunden später revidiert worden. Die Zulässigkeit dieser Maßnahme wird von von Juristen geprüft.

Nachdem die Schweizer Notenbank (SNB) den Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro aufgegeben hatte, kam es zu Turbulenzen auf dem Markt. Zuletzt kostete ein Euro 0,99 Franken. Für die Frankenkreditnehmer haben sich damit ihre Schulden auf einen Schlag massiv erhöht - vorerst freilich nur auf dem Papier. 

Bei einer Stop-Loss-Order handelt sich dabei um einen Auftrag, den Kredit automatisch in Euro umzuwandeln, wenn der Frankenkurs über eine bestimmte Grenze wandert. Die Stop-Loss-Order sollte also vor großen Kursverlusten schützen. Stopp Loss-Aufträge bergen ein generelles Risiko von Kurslücken zwischen denen keine Kurse zustandekommen (Gaps bzw. sprunghafte Kursveränderungen ohne Zwischenstufe). Die Censeo hat ihre Kunden immer auf die vorhandenen Risiken bei Stopp-Loss Aufträgen hingewiesen, verlautet die Vermögensverwaltung.

(APA)

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