Aktionäre zeigen sich von Quartalszahlen wenig begeistert. Siemens hat stark auf das US-Fracking-Geschäft gesetzt.
München. Der Elektrokonzern Siemens musste in seinem ersten Geschäftsquartal (Oktober bis Dezember) einen Gewinneinbruch hinnehmen. Grund dafür waren unter anderem Verluste aus Absicherungsgeschäften. Unterm Strich verdiente Siemens knapp 1,1 Mrd. Euro und damit ein Viertel weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Auftragseingang blieb um 13 Prozent hinter dem Vorjahreswert zurück, der einen milliardenschweren Metro-Auftrag in Saudiarabien enthalten hatte. Den Umsatz konnte Siemens allerdings um drei Prozent auf 17,4 Mrd. Euro steigern. Die Aktie fiel dennoch.
Ölpreisverfall vertreibt Kunden
Die Milliardenübernahme des US-Unternehmens Dresser-Rand könnte zum teuren Problem für den Elektrokonzern werden. Im vergangenen September hat Siemens den Öl- und Gasspezialisten Dresser-Rand übernommen, mit dem man vom Fracking-Geschäft in den USA profitieren wollte. Doch von dem Boom ist seit der steilen Talfahrt des Ölpreises derzeit nichts mehr übrig. Obendrein dürfte sich der Zukauf noch verteuern. Sollte das Geschäft vor dem 1.März nicht unter Dach und Fach sein, steigt der Preis über eine Art Verzugsgebühr, wie aus dem Siemens-Geschäftsbericht hervorgeht. Siemens selbst rechnet mit einem Abschluss wegen ausstehender Kartellgenehmigungen erst im Sommer dieses Jahres– dann würde ein Millionenaufschlag fällig.
Siemens-Chef Joe Kaeser räumte zwar ein, dass die Geschäftspartner im Ölgeschäft ihre Investitionen kurzfristig drosseln könnten, verteidigte die Übernahme aber dennoch: Langfristig blieben die Wachstumsaussichten ungebrochen. Über die Jahre werde sich der Kauf für Siemens rechnen. Derzeit gebe es keinen Abschreibungsbedarf, weder durch Währungseffekte noch durch veränderte Geschäftsaussichten, beteuerte Finanzchef Ralf Thomas. Dennoch kämpft der DAX-Konzern mit Wachstums- und Renditeschwäche. Deshalb hat Kaeser ihm auch den größten Umbau seit Jahren verordnet. Mit einer neuen Struktur und der Ausrichtung auf Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung soll Siemens mit zuletzt weltweit 343.000 Beschäftigten schneller vorankommen. Doch bis sich die Neuordnung richtig bewährt, dürfte noch einige Zeit ins Land gehen.
Jobabbau steht an
Erste Verbesserungen erhofft sich Kaeser für 2016. Manchen geht das nicht schnell genug. Auch im Tagesgeschäft hakte es zuletzt an einigen Stellen: Nicht nur die schwache Nachfrage nach großen Gasturbinen, sondern auch Qualitätsprobleme bei Windkraftanlagen machen Siemens im wichtigen Energiegeschäft zu schaffen.
Kaeser hat kein Hehl daraus gemacht, dass der Umbau nicht ohne Einschnitte abgehen wird. Wie viele Beschäftigte es trifft, ist bisher noch unklar, doch rechnet die IG Metall schon bald mit Details. Laut „Handelsblatt“ wird der Wirtschaftsausschuss des Unternehmens am 4. und 5. Februar über das Thema beraten, danach könnten die Zahlen auch öffentlich werden. (DPA/red)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2015)