Schweizer Kanton bekommt Geld, wenn er Schulden macht

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Der Geldmarkt spielt verrückt. Der Kanton Aargau erhält ein Prozent Zinsen, wenn er sich kurzfristig Geld ausleiht.

Der Schweizer Kanton Aargau unterzieht sich seit Jahren einer Einstufung durch die Ratingagentur Standard & Poor's, berichtet die "Aargauer Zeitung". Dieser Tage bekamen die Aargauer von S&P mit der AAA-Beurteilung eine Bestätigung ihrer bisherigen Bestnote. Spannend wird das nächste Rating im Sommer, wenn die Auswirkungen der Aufhebung des Euro-Mindestkurses in die Note miteinfliessen. Denn in Aargau sind zahlreiche exportorientierte Unternehmen angesiedelt. Aber noch ist es nicht so weit.

Der Kanton zählt jährlich 40.000 Dollar für dieses Rating. Gut angelegtes Geld, sagt Peter Reimann, Leiter der Abteilung kantonale Finanzen gegenüber der Zeitung. Denn ausländische Banken würden darauf großen Wert legen. Ein Top-Rating könne unter normalen Umständen Geld um 0,05 bis 0,1 Prozent günstiger beschaffen als ein Kanton mit einer AA-Bewertung. Auch gegenüber Firmen, die eine Ansiedelung im Aargau überlegen, sei eine Bestnote ein wichtiges Kriterium, so Reimann weiter.

Kanton profitiert von Niedrigzins

Ob dieser Vorteil auch in Zeiten wie heute, in denen der Geldmarkt immer unberechenbarer wird, zieht, vermag Reimann nicht zu sagen. Klar ist hingegen, dass der Kanton, der in seinen Büchern Gesamtschulden von 1,6 Milliarden Franken führt, von den derzeit sinkenden Zinsen profitiert.

So erhält Aargau neuerdings sogar Zinsen, wenn es kurzfristig Geld aufnimmt. Bis zu ein Prozent Zinsen haben europäische Banken dem Kanton geboten, wenn er bei ihnen kurzfristiges Geld für ein bis drei Monate aufnimmt. Und diese Möglichkeit nützte Aargau auch. Am Dienstag hat der Kanton laut Reimann kurzfristige Gelder aufgenommen, für die er erstmals nichts bezahlt, sondern sogar knapp ein Prozent Zinsen erhält.

Anlagen bringen kaum Ertrag

Die Schattenseiten der aktuellen Situation sei, dass auch die Erträge auf den Finanzanlagen gegen null sinken, sagt Reimann. Denn der Aargau hat selbst eine halbe Milliarde Franken Finanzanlage, für die der Zins ebenfalls sinkt. Zudem signalisieren Banken, für Guthaben des Kantons ab etwa 100 Millionen Franken einen Negativzins. "Es ist gefährlich, wenn der Zins bei Investitionen nicht mehr steuernd wirkt, das birgt die Gefahr von Blasenbildungen, etwa bei Immobilien", so der Aargauer Finanzchef.

>> Artikel in "Aargauer Zeitung"

(red.)

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