Raiffeisen: Neue Kosten in Polen

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Die polnische Regierung will Verbesserungen für die Schuldner von Franken-Krediten. Zahlen sollen dafür die Banken. Stark betroffen ist davon auch Raiffeisen International.

Wien. Die gute Nachricht vorneweg: Eine Zwangskonvertierung von Franken-Krediten in polnische Zloty zu einem von der Regierung vorgegebenen Kurs wird es in Polen aller Voraussicht nach doch nicht geben. Mit solchen „verpflichtenden Maßnahmen“, wie sie etwa Ungarn im vergangenen Herbst bereits eingeführt hat, müsse sehr vorsichtig umgegangen werden, sagte der polnische Finanzminister, Mateusz Szczurek, am Mittwochnachmittag. Denn diese Maßnahmen könnten sowohl für die Kunden als auch für das Bankensystem negative Auswirkungen haben.

Dennoch erwartet sich die polnische Regierung deutliche Verbesserungen für die Franken-Kreditnehmer im Land. Etwa indem den Kunden verrechnete Kosten für die Konvertierungen von Franken auf Zloty auf null gesenkt werden oder Kreditnehmer in einer Zwangslage ihre Rückzahlungen bis zu drei Jahre aussetzen können. Wer für die dabei entstehenden Kosten aufkommen soll, machte die – wahlkämpfende – polnische Premierministerin, Eva Kopacz, bereits Anfang der Woche in einem Radiointerview klar: „Wenn ich zwischen den Interessen der Banken und jenen der durchschnittlichen Kreditnehmer wählen muss, entscheide ich mich für die Bürger. Die Rechnung dafür müssen aber die Banken tragen und nicht der Staat.“

Größtes Franken-Exposure

Die Regierung sieht die Banken nun „in der Verantwortung“, die Verbesserungen für die Kreditnehmer auch in der Realität umzusetzen. Betroffen ist davon unter anderem die Polbank – eine Tochter der heimischen Raiffeisenbank International (RBI), die erst im Jahr 2011 erworben wurde. Anders als in Ländern wie Ungarn oder Kroatien sind Fremdwährungskredite in Polen zwar in deutlich geringerem Ausmaß vergeben worden. Doch gerade die Polbank tat sich in der Vergangenheit in diesem Geschäft besonders hervor. Sie hat – trotz zuletzt deutlich gesenkter Kreditraten – immer noch fast 57 Prozent Fremdwährungskredite in den Büchern (Franken und Euro). In absoluten Zahlen sind das laut Raiffeisen 2,9 Mrd. Euro an Franken-Krediten. Polen ist damit von der Bedeutung her wesentlich wichtiger als Rumänien (360 Mio. Euro) oder Kroatien (270 Mio. Euro).

Die plötzliche Freigabe des Franken-Kurses durch die Schweizer Nationalbank vor knapp zwei Wochen ließ auch den polnischen Zloty gegenüber dem Franken um gut 20 Prozent abstürzen. Dementsprechend erhöhten sich die Schulden der polnischen Franken-Kreditnehmer um rund ein Fünftel. Für die Banken bedeutet dies nun ein erhöhtes Risiko von Kreditausfällen, weil sich mehr Kreditnehmer die Rückzahlung nicht mehr leisten können. Raiffeisen selbst rechnet allerdings nicht mit einer stark steigenden Zahl an Ausfällen, da die „Zinsbelastung niedrig“ und die „Portfolioqualität“ der Kredite gut sei. Kosten dürften nun jedoch die von der Regierung geforderten „freiwilligen“ Maßnahmen der Banken verursachen.

Russische Sorgen

Für Raiffeisen kommen diese neuen Belastungen in Polen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Denn schon seit Mitte des Vorjahres leidet das Institut kräftig unter der politischen Situation in der Ostukraine und den daraufhin verhängten wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland, die heute – Donnerstag – weiter verschärft werden könnten. Dadurch kommt vor allem die russische Tochter, der bislang wichtigste Ertragsbringer, unter Druck. Noch in den ersten drei Quartalen 2014 konnte RBI dort einen Gewinn von 289 Mio. Euro erzielen – mehr als der Konzerngewinn von 225 Mio. Euro.

In Summe wird für das Jahr 2014 aufgrund von deutlich ausgeweiteten Rückstellungen für notleidende Kredite aber ein Verlust von gut 500 Mio. Euro erwartet. Zuletzt wurden daher vermehrt Gerüchte laut, wonach die Bank profitable Töchter verkaufen müsse, um die Kapitalbasis zu stärken. Von Raiffeisen wird das zurückgewiesen: „Es gibt keine solchen Pläne. Wir fühlen uns ausreichend kapitalisiert.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2015)

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