Billiges Öl: Ryanair hat falsch gepokert

Ryanair CEO Michael O´Leary poses following a news conference in Rome
Ryanair CEO Michael O´Leary poses following a news conference in Rome(c) REUTERS (MAX ROSSI)
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Europas größte Billig-Airline erwartet im neuen Geschäftsjahr nur ein moderates Wachstum, weil sie den Ölpreis zu hoch abgesichert hat. Die Ticketpreise bleiben niedrig.

Dublin. Ryanair-Chef Michael O'Leary gilt als der Gottseibeiuns der Luftfahrtbranche. Der Boss von Europas größter Billig-Airline lässt keine Gelegenheit aus, seine Rivalen zu kritisieren und unkonventionelle Vorschläge dazu zu machen, wie Fluglinien Geld verdienen könnten – und sollten. Am Montag sorgte O'Leary wieder für Aufmerksamkeit – auch an den Börsen. Aufgrund der guten Zahlen für das dritte Quartal hat Ryanair die Gewinnprognose einmal mehr angehoben, zum vierten Mal im laufenden Geschäftsjahr (bis Ende März). Davon können die Konkurrenten sowohl im Billig- als auch im klassischen Airline-Geschäft nur träumen. Da stehen eher Gewinnwarnungen auf dem Programm.

Allerdings gibt sich O'Leary just für das Jubiläumsgeschäftsjahr (die Airline wird im Mai 30 Jahre alt) überraschend moderat. Der Grund ist paradoxerweise der niedrige Ölpreis. Der hat zwar im dritten Quartal bewirkt, dass das Ergebnis von minus 35 Mio. Euro auf plus 49 Mio. Euro gedreht hat. Aber langfristig hat die Ryanair 90Prozent des Kerosinpreises für 2015 über Hedging abgesichert, und zwar zu einem Preis von 95Dollar je Barrel. Das ist deutlich mehr als der aktuelle Marktpreis von knapp 50 Dollar je Barrel für die Nordölsorte Brent.

Die Anleger reagierten auf diese Neuigkeiten äußerst sensibel und sorgten für Gewinnmitnahmen auch bei anderen Airline-Titeln: Die Ryanair-Aktie verlor zeitweise mehr als drei Prozent, Konkurrent Easyjet sogar mehr als 4,5Prozent. Auch Lufthansa, AirFrance/KLM und die British Airways/Iberia-Mutterholding IAG konnten sich dem Abwärtssog nicht entziehen.

Airline-Papiere profitierten zuletzt vom niedrigen Ölpreis. So etwa konnte die Lufthansa-Aktie in den vergangenen drei Monaten rund 30 Prozent an Wert gewinnen. Ryanair verteuerte sich in den vergangenen zwölf Monaten um 52Prozent. Das Unternehmen ist damit an der Börse 14,2 Mrd. Euro wert – die Lufthansa nur 6,8 Mrd. Euro.

520 Mio. Euro Sonderdividende

Außerdem gab Ryanair bekannt, eine Sonderdividende von insgesamt 520 Mio. Euro ausschütten zu wollen. Darüber hinaus startet am 12. Februar ein Aktienrückkaufprogramm über 400 Mio. Euro.

Die Rückkehr in die Gewinnzone ist auch dem rasanten Mengenwachstum geschuldet: Im dritten Quartal legten die Passagierzahlen um 14 Prozent auf 20,8 Millionen zu. Im Gesamtjahr soll die Zahl der Reisenden von 81 auf gut 90 Millionen anwachsen. Am Ziel, in den nächsten fünf Jahren die Marke von 160 Millionen Passagieren zu durchbrechen, hält das Unternehmen fest.

Das Wachstum war und ist vor allem den niedrigen Ticketpreisen geschuldet. Zuletzt betrug der Preis für einen Flug im Schnitt nur 40Euro. Heuer prognostiziert die Airline ein weiteres Absinken um acht Prozent. „Wir haben die Absicht, die allermeisten, wenn nicht alle Ersparnisse aus dem niedrigen Ölpreis an unsere Kunden weiterzugeben“, sagte O'Leary am Montag. Das wird spannend, wenn das Ölpreis-Hedging für die Fluglinie zu einem Bumerang wird.

Obwohl er im Vorjahr kundtat, vermehrt auch Businesskunden anlocken zu wollen, und dafür auch das Konzept der freien Platzwahl aufgab, kann O'Leary die Tickets nicht wirklich verteuern. Damit würde er das Image der Airline beschädigen. Zudem wollen die vielen neuen Flugzeuge, die Ryanair im Vorjahr geordert hat, auch gefüllt werden. Der US-Produzent Boeing hat von den Iren 175 Orders für Boeing 737 und weitere 100 für das Nachfolgemodell 737 MAX in den Büchern. (Bloomberg/eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2015)

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