Wie die Genossen des Hugo Chávez ihre Millionen in der Schweiz parkten

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Kunden aus der Bolivarischen Republik Venezuela – darunter der Leibwächter von Hugo Chávez' – deponierten insgesamt 14,8 Mrd. Dollar in der Schweiz.

Buenos Aires/Caracas. Diese Statistik fällt ins Auge: Im Länder-Ranking der durch den Datendieb Hervé Falciani bekannt gewordenen Einlagen bei der Schweizer Filiale der Großbank HSBC taucht an dritter Stelle ein Staat auf, dessen Bürger täglich um Lebensmittel anstehen müssen, weil Dollars für Importe fehlen: Kunden aus der Bolivarischen Republik Venezuela hatten zwischen 2005 und 2007 14,8 Mrd. Dollar auf Schweizer HSBC-Konten deponiert, davon verteilten sich zwölf Mrd. auf vier Konten, die von venezolanischen Staatsinstituten eingerichtet worden waren.

Die größte einzelne Einlage stammte von der Banco del Tesoro de Venezuela. 9,5 Mrd. Dollar versandte das Geldhaus nach Genf, nur ein halbes Jahr, nachdem es von Geschäftsleuten aus der Umgebung des Präsidenten Hugo Chávez gegründet worden war. Geleitet wurde das Institut von Rodolfo Marco Torres, einem Mitverschwörer bei Chávez' gescheitertem Putschversuch 1992. Heute, befördert zum Finanzminister, erklärt der Ex-General, der Versorgungsmangel sei die Folge eines „Ökonomischen Krieges“ gegen die sozialistische Republik.

Ein anderes Konto, das mit 700 Mio. Dollar gefüllt war, wurde von Alejando Andrade eröffnet im Namen des nationalen Schatzamtes, das er damals leitete. Andrade, aufgewachsen im Hauptstadtviertel Coche, ebenfalls Putschist 1992, war jahrelang Leibwächter von Hugo Chávez. Beide verband eine enge Freundschaft. Nach seinem Abschied aus Staatsdiensten 2010 ist Andrade, dessen Wirken seit seinem ersten Job in der Finanzverwaltung 2001 von konstanten Korruptionsvorwürfen belastet war, vor allem mit Pferdesport befasst. Obwohl sein Staatsgehalt niemals mehr als 3000 Dollar ausmachte, gefällt sich der Ex-Militär in der Rolle als Mäzen der Wettkampfreiterei. Die regierungskritische „El Nacional“ berichtet über ein Championat in Valencia, zu dem Andrade 14 eigene Tiere schickte, ein Reitklub-Mitglied erwähnt Andrades Flugzeuge, ein anderes dessen Sponsoring von Reitparcours.

Sohn Emanuel ist erfolgreicher Springreiter und trainiert auf der Hollow Creek Farm seines Papas im US-Bundesstaat South Carolina. Außerdem soll der einstige Beamte der sozialistischen Republik Immobilien in Florida besitzen. (af)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2015)

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