Expansion: Einmal Osten – und kein Zurück

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Die Kriegsgefahr in der Ukraine weckt Zweifel am heimischen Geschäftsmodell der Ostexpansion. Aber das Risiko konzentriert sich auf wenige Länder. In Summe verdiente Österreich hunderte Milliarden.

Es war die Woche Osteuropas, in der Politik wie in der Wirtschaft. In den dramatischen Verhandlungen von Minsk ging es um Krieg oder Frieden zwischen Russland und der Ukraine. Am Ende standen ein wenig Erleichterung und große Zweifel. In Österreich, das wirtschaftlich so stark im Osten engagiert ist, haben zwei Großbanken ihre Ergebnisse für 2014 präsentiert. Auf den ersten Blick bleibt auch hier Ratlosigkeit zurück: Raiffeisen International meldete den ersten Verlust der Firmengeschichte, besonders das Exposure in den beiden vom Krieg bedrohten Ländern bereitet Sorgen. Die Bank Austria hingegen, die schon ein Jahr zuvor für gestiegene Risken in großem Stil vorgesorgt hat, freut sich über einen Milliardengewinn. Und ihr Chef, Willibald Cernko, will vom Krankreden der Region nichts mehr hören. Wie steht es nun um die Ostexpansion, die viel gerühmte Heldentat von Österreichs Unternehmern? War sie Segen oder Fluch?

Den souveränen Überblick bietet Fritz Breuss. Der emeritierte WU-Professor hat die Effekte herausgefiltert: Durch den Fall des Eisernen Vorhangs ist die österreichische Wirtschaft bis 2010 jährlich im Schnitt um 0,2 Prozentpunkte zusätzlich gewachsen. Die große Osterweiterung der EU von 2004 brachte nochmals einen Schub von 0,4 Prozentpunkten pro Jahr. Allein für das Jahr 2010 ergibt das einen Wert von knapp 20 Mrd. Euro an zusätzlicher Wirtschaftsleistung. Über den ganzen Zeitraum hat sich die Miniglobalisierung also mit hunderten Milliarden bezahlt gemacht – genug Puffer, um auf die Turbulenzen einiger Krisenjahre einen gelasseneren Blick zu werfen. Es sei denn, das systemische Risiko des Finanzsektors schlägt zu. Damit sind die Banken zu Recht im Fokus. Aber wo stünden sie heute ohne ihre Osttöchter? Allein die Bank Austria erzielte in der Region seit dem Jahr 2000 einen Gewinn von über neun Milliarden Euro. Die Zinsspanne ist immer noch dreimal so hoch wie auf dem Heimmarkt, das Geschäft also weit profitabler. Auch im ersten Halbjahr 2014 (Zahlen fürs Gesamtjahr liegen nicht vor) haben die Ostableger der heimischen Banken unterm Strich eine Milliarde geliefert (die schon zur Bad Bank degradierte Hypo Alpe Adria rechnet die Nationalbank dabei freilich nicht mit).

Licht und Schatten sind aber ungleich verteilt. Das zeigt der Blick auf jene fünf Länder in der Region, von deren Wohl und Wehe auch hierzulande am meisten abhängt.

Klicken Sie auf die einzelnen Länder, um die Situation im Detail zu sehen:

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2015)

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