Deutsche Aktien: Wie hoch geht es noch?

Traders are pictured at their desks in front of the DAX board at the Frankfurt stock exchange
Traders are pictured at their desks in front of the DAX board at the Frankfurt stock exchangeREUTERS
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Nach dem Raketenstart ins neue Jahr muss man vorerst einmal Gewinnmitnahmen einkalkulieren.

Wer heuer mit dabei sein wollte, ist um deutsche Aktien wohl nicht herumgekommen: Um fast 17 Prozent hat der Leitindex Dax in den wenigen Wochen, die das neue Jahr erst alt ist, zugelegt. Und am Freitag ist eine Marke gefallen, deren Sturz viele Experten erst gegen Jahresende erwartet hatten: Die 11.000 Punkte-Latte wurde gerissen. Zwar nur kurz, denn nach dem Anstieg auf 11.013 Punkte tauchte das Börsenbarometer gleich wieder unter den Elftausender ab. Aber immerhin hat sich gezeigt: Die 11.000 sind kein unüberwindliches Hindernis.

Nachdem der deutsche Aktienmarkt von österreichischen Anlegern doch auch sehr stark genutzt wird, kommen wir jetzt zur Frage, wie es mit Aktien aus dem Nachbarland weitergeht. How high can they fly? Und: Kann man auf diesem Niveau noch einsteigen?

Grundsätzlich ist einmal festzuhalten, dass die Kurstreiber und Bremsen derzeit nicht in den Finanzzentren, sondern in den Staatskanzleien zu Hause sind. Kurzfristig werden die Kurse sehr stark von Putin, Merkel, Hollande und Tsipras getrieben.

Der kurzzeitige Sprung über die 11.000er-Marke hatte viel mit der (hoffentlich nicht nur vorübergehenden) leichten Entspannung in der Ukraine und dem schrittweisen Einlenken der bisher recht forsch aufgetretenen griechischen Regierung in der Schuldenkrise zu tun. Die etwas verbesserten Wirtschaftsaussichten in Deutschland haben auch nicht geschadet, waren aber nicht entscheidend. Und die geldpolitische Lockerung der EZB ist zwar hilfreich, deren Effekt dürfte in den Kursen aber schon enthalten sein.

An den Börsen selbst treibt der Anlagenotstand der Großinvestoren das Geschehen: Weil die „liefern“ müssen, mit Zinsprodukten aber kaum noch etwas zu verdienen ist, steigt die Nachfrage nach Aktien immer stärker.

Auf der anderen Seite überkommt Investoren, die den Raketenstart dieses Jahres mitgemacht haben, immer stärker die Lust, die unverhofft hohen Gewinne erst einmal in die Scheune zu fahren. Die Gefahr von kurzfristigen Gewinnmitnahmen steigt also.

Man wird also nicht falsch liegen, wenn man für die nächste Zeit eine kleine Korrektur einkalkuliert, die den Dax durchaus auf 9500 oder 9600 Punkte zurückbringen könnte. Das wäre dann die Gelegenheit zum Einstieg, denn insgesamt gehen die Analysten davon aus, dass der Dax in den nächsten Monaten in der Gegend von 11.200 seinen Deckel finden könnte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2015)

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