EU-Unterhändler: Einigung mit Athen ist unwahrscheinlich

Giannis Varoufakis
Giannis Varoufakis Imago (Reiner Zensen)
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Die Finanzminister der Eurozone kommen wieder in Brüssel zusammen. Die griechischen Vertreter hätten es nicht geschafft, harte Daten vorzulegen, auf deren Basis konkrete Verhandlungen beginnen könnten.

Die Finanzminister der Eurozone kommen am Montag in Brüssel zusammen, um einen Kompromiss im Schuldenstreit mit Griechenland zu suchen (15.00 Uhr). Die neue griechische Regierung fordert eine deutliche Lockerung der Spar- und Reformauflagen, denen Athen in den vergangenen Jahren im Gegenzug für zwei Hilfsprogramme mit einem Volumen von 240 Milliarden Euro zugestimmt hatte.

In den vergangenen Tagen haben Experten der Gläubiger-Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) versucht, sich einen Überblick über die aktuelle griechische Finanzlage zu verschaffen und mögliche Kompromisslinien auszuloten. Das aktuelle Hilfsprogramm läuft Ende Februar aus. Ohne weitere Unterstützung droht Griechenland in den kommenden Monaten der Staatsbankrott.

Griechen "leben auf einem anderen Planeten"

Unmittelbar vor dem Treffen der Euro-Finanzminister haben Unterhändler einem Medienbericht zufolge vor einem Scheitern gewarnt. Athen sei weiter nicht in der Lage, konkrete Daten vorzulegen, hieß es laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" vom Montag in Brüssel.

Die griechischen Unterhändler "scheinen auf einem anderen Planeten zu leben", sagte demnach ein ranghoher EU-Diplomat. Die Chancen, bei dem Treffen am Montag eine Vereinbarung über die weitere finanzielle Zusammenarbeit zu unterzeichnen, seien "sehr, sehr gering", sagte der Diplomat nach Informationen der "SZ". Die griechischen Vertreter hätten es auch über das Wochenende nicht geschafft, harte Daten und Fakten vorzulegen, auf deren Basis konkrete Verhandlungen beginnen könnten.

Noch ein letzter Versuch

Dem Zeitungsbericht zufolge wurde am Sonntagabend in Athen ein Papier bekannt, wonach "Menschen keine Zahlen" seien. Zugleich hieß es, beim Treffen der Euro-Finanzminister werde, wenn überhaupt, eine "Vereinbarung politischer, aber nicht ökonomischer Natur" unterzeichnet. In Brüssel hieß es demnach bestätigend, die Vorstellungen auf beiden Seiten seien "sehr unterschiedlich".

Aufgrund der auseinanderklaffenden Vorstellungen bat der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras am Sonntag laut "SZ" erneut um ein Telefongespräch mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Juncker hatte bereits in den vergangenen Tagen versucht, zwischen den Euro-Partnern und der neuen griechischen Regierung zu vermitteln. EU-Diplomaten werteten das Gespräch dem Bericht zufolge als "letzten Versuch", das Treffen am Montag noch zu retten.

In Interviews hatten sich Griechenlands Finanzminister Giannis Varoufakis und Tsipras am Wochenende optimistisch gezeigt, bei dem Treffen am Montag in Brüssel eine Einigung zu erzielen. Tsipras räumte allerdings im Gespräch mit dem Magazin "Stern" ein, dass es noch mehrere Streitpunkte, etwa bei der Frage der Privatisierungen, gebe. Er sagte, sein Land brauche "statt Geld Zeit", um die Reformpläne seiner Regierung zu verwirklichen.

(APA/AFP)

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