Russland bereitet eine Alternative zum internationalen Zahlungssystem Swift vor – aus Angst vor Isolation.
Moskau/Wien. Im laufenden wirtschaftlichen Konflikt zwischen dem Westen und Russland gibt es eine Front, die in der Öffentlichkeit nur wenig Aufmerksamkeit erhält – hinter den Kulissen aber von höchster Bedeutung ist. Die Rede ist vom Swift-System (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication), das sozusagen die Betriebssoftware für den internationalen Zahlungsverkehr bereitstellt. Swift verbindet mehr als 10.000 Banken weltweit und wickelt sowohl den Nachrichtenverkehr als auch die Transaktionen ab.
Russland hat jetzt aber offenbar sein eigenes System gestartet. Die Agentur Sputnik berichtet, dass rund 90 Finanzinstitute inzwischen in das „neue russische Finanzsystem“ integriert wurden. Das System ist allerdings nicht als Angriff auf die Vorherrschaft von Swift zu sehen. Die Entwicklung der russischen Alternative geht vielmehr auf eine Notfallinitiative der russischen Notenbank zurück. Man wollte sich auf einen möglichen Ausschluss Russlands aus dem internationalen Swift-System vorbereiten.
Gefahr einer internationalen Krise
Das wäre zwar die ultimative Wirtschaftssanktion und würde laut dem Chef der russischen VTB-Bank, Andrey Kostin, Krieg bedeuten, ist aber nicht ausgeschlossen. Das EU-Parlament wollte den Swift-Rauswurf bereits im September 2014 als Teil der Sanktionen gegen Moskau sehen. Gegen den Iran wurde dieses Mittel bereits eingesetzt. Russland verfügt allerdings über internationale Banken. Ein Swift-Ausschluss dieser Banken würde nicht nur Russland, sondern auch deren Partner und Kunden im Westen treffen – und könnte sogar eine internationale Finanzkrise auslösen. (jil)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.02.2015)