Nasdaq: Auf dem Weg zum Rekordhoch

Inside The Nasdaq MarketSite As Juno Therapeutics Releases IPO
Inside The Nasdaq MarketSite As Juno Therapeutics Releases IPO(c) Bloomberg (Victor J. Blue)
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15 Jahre nach dem Crash nimmt der Nasdaq wieder Kurs auf das Allzeithoch aus dem Boomjahr 2000. Das Fundament ist diesmal stabiler, böse Erinnerungen werden trotzdem wach.

Wien. Die heutigen Branchenleader Apple und Google waren nur Randnotizen, als die US-Technologiebörse Nasdaq im März 2000 ihren Höchststand erreicht hat. Apple hat zu diesem Zeitpunkt gerade erst eine drohende Pleite überstanden, iPhone und iPad sind noch Zukunftsmusik. Google war noch nicht einmal an der Börse. Heute ist Apple das größte Indexschwergewicht und gibt die Trends im Tech-Bereich vor. Google ist inzwischen zum zweitgrößten Konzern im Nasdaq aufgestiegen.

Auch zuletzt haben die amerikanischen Technologiekonzerne im Schnitt robuste Ergebnisse abgeliefert, was zu einem gewissen Tech-Boom an der Nasdaq geführt hat. Aber noch hat der Index das Allzeithoch von 5048,62 Punkten vom 10.März 2000 nicht geknackt. Der Rekord ist allerdings in Reichweite. Derzeit notiert der Index bei 4897,98 Punkten. Hält die Dynamik im Technologiesektor an, könnte der Nasdaq nach 15 Jahren Vergangenheitsbewältigung in den nächsten Wochen Kursneuland betreten.

Nach dem Platzen der Internetblase im Jahr 2000 und den Anschlägen vom 11.September 2001 fiel der Nasdaq bis auf 1100 Punkte. Von diesem Schlag erholte er sich rund zehn Jahre nicht richtig. Bevor die Dotcom-Blase im März 2000 platzte, war die Erwartungshaltung an das Internet ins Unermessliche gestiegen. Milliarden Dollar wurden in Webauftritte investiert. Hunderte neue Firmen buhlten an der Börse um Investoren, die an das grenzenlose Wachstum glaubten und bewährte Instrumente zur Aktienbewertung ignorierten.

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Symbol des Größenwahns

Gegen Ende des damaligen Booms zeichnete sich aber ab, dass die hochbewerteten Unternehmen die Gewinnerwartungen nicht erfüllen konnten. Ihr Börsenwert war nicht durch materielle Gegenwerte gedeckt. Ein prominentes Sinnbild der Blase ist Pets.com, dessen Versand von Tierfutter 300 Millionen Dollar in den Sand gesetzt hat. Noch zum Super Bowl des Jahres 2000 gab die Firma 1,2 Millionen Dollar für eine wenige Sekunden dauernde Werbung aus. Als letzte der Dotcom-Gründungen schaffte Pets.com im Februar 2000 den Börsengang. Ein Werbebudget von zwölf Millionen Dollar gegenüber Einnahmen von 619.000 Dollar bedeutete wenig später das Aus.

Erst ab 2012 entwickelte sich der Index, angetrieben von den boomenden Biotechnologiewerten, mit dem Überwinden der Marke von 3000 Punkten wieder gut. Seit dem Tief der Finanzkrise vom März 2009 ist er über 285 Prozent auf fast 4900 geklettert.

Zugpferd Apple

Zuletzt haben vor allem Apple und Cisco Systems dem Nasdaq Auftrieb gegeben. Dank des neuen iPhone gelang dem Konzern im zurückliegenden Vierteljahr mit 18Milliarden Dollar der bisher höchste Quartalsgewinn eines Unternehmens überhaupt. Apples Börsenwert ist am 4.Februar auf 700 Milliarden Dollar gestiegen, die höchste jemals erreichte Marktkapitalisierung.

Vor einer Woche hat der Netzwerkausrüster Cisco mit einem Gewinnsprung die Erwartungen der Börse übertroffen. Der Konzern verdiente im vergangenen Quartal 2,4 Milliarden Dollar. Damit stieg der Gewinn im Jahresvergleich um gut zwei Drittel.

Doch im Vergleich zum Boomjahr 2000 herrscht heute offenbar mehr Vernunft. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse deuten nicht auf Übertreibungen wie zu Zeiten der New-Economy-Hysterie hin, sondern bewegen sich auf dem Niveau des Gesamtmarkts. Nach Berechnungen der Bank of America haben Unternehmen aus dem Tech-Bereich durchschnittlich sogar mehr Cash als Schulden in den Bilanzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2015)

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