Tipp3: Wetten mit und ohne Konzession

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Die Lotterien-Tochter Tipp3 hat in Deutschland noch keine gültige Lizenz. Sie argumentiert wie ihre hierzulande heftig kritisierte Konkurrenz – mit der Erwerbsfreiheit.

Berlin/Wien. Seit Jahren bekämpfen die mehrheitlich den Casinos Austria gehörenden Lotterien gegen Unternehmen wie Bwin.Party, William Hill oder Bet-at-home. Die Lotterien sind der Meinung, dass diese Anbieter des Online-Glücksspiels illegal agieren, weil sie keine österreichische Lizenz haben – eine solche besitzen für Online-Spiele inklusive -Wetten nur die Lotterien. Die Konkurrenz wiederum argumentiert, dass sie eine Lizenz eines EU-Staates besitze.

Jetzt rollt die mehrheitlich den Casinos Austria und den Lotterien gehörende Österreichische Sportwetten GmbH (Tipp3) den milliardenschweren deutschen Sportwettenmarkt auf und geht dabei just den Weg der kritisierten Konkurrenz: Die ÖSW besitzt noch keine gültige deutsche Lizenz, sondern geht mit ihrer österreichischen Lizenz ins Geschäft. Dafür führt sie dasselbe Argument ins Treffen wie der Mitbewerber: die Dienstleistungs- und Erwerbsfreiheit in der EU.

Bei der ÖSW sieht man die Sache naturgemäß differenziert. „Wir haben ja bereits eine Lizenz für Sportwetten erhalten, sie ist nur wegen der Rechtsstreitigkeiten noch nicht gültig“, sagt ÖSW-Geschäftsführer Philip Newald zur „Presse“. „Außerdem halten wir uns, wenn wir jetzt im März starten, an alle in der Konzession festgelegten Auflagen.“

Freies Gewerbe in Österreich

Ein Dorn im Auge ist den Casinos Austria und den Lotterien nicht so sehr die Konkurrenz im Wettgeschäft. Denn Österreich gehört mit Großbritannien zu den wenigen Ländern in Europa, wo Sportwetten nicht als Glücksspiel gewertet werden und daher keiner entsprechenden Lizenz unterliegen. Wetten sind vielmehr hierzulande ein freies Gewerbe. Dementsprechend hat sich Österreich zu einem Dorado entwickelt – der Markt ist laut Newald inzwischen rund eine Milliarde Euro schwer.

Vielmehr richtet die Kritik des Platzhirschs sich gegen die „Hybridangebote“ im Online-Geschäft. Das heißt, dass Firmen eben nicht nur Sportwetten, sondern auch Glücksspiele wie Poker oder Roulette anbieten. Und das ist nach Ansicht der Casinos Austria und Lotterien illegal, weil Letztere (siehe oben) die einzige Lizenz für Online-Glücksspiel besitzen. Dass Bwin.Party und Co. ihren Firmensitz in Malta oder Gibraltar haben und daher dort erkleckliche Steuervorteile lukrieren, trägt auch nicht gerade zur friedlichen Koexistenz bei.

Auch in Deutschland hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) – so wie in Österreich – den Anstoß für eine Neuordnung gegeben, als er 2010 das Staatsmonopol für Sportwetten für unvereinbar mit EU-Recht erklärt hat. Danach wurde 2011 ein neuer Glücksspielstaatsvertrag geschlossen und das Land Hessen mit der Erteilung von Konzessionen für Sportwetten für ganz Deutschland beauftragt. Für die 20 Konzessionen gab es an die 150 Interessenten, auch die ÖSW hat sich über ihre deutsche Tochter DSW beworben – und den Zuschlag erhalten.

Große unterlegene Anbieter wie Tipico, Interwetten und Bet365 haben jedoch Einspruch erhoben. Worauf das Verwaltungsgericht Wiesbaden im Vorjahr dem hessischen Innenministerium untersagt hat, die Lizenzen auszuhändigen. Newald rechnet damit, dass der Rechtsstreit heuer entschieden wird. Warum hat man, wenn man es mit den Paragrafen so genau nimmt, das Ergebnis nicht abgewartet? „Der – jetzt noch graue – Markt ist schon jetzt eng besetzt, es sind so gut wie alle internationalen Anbieter im Geschäft. Da wollten wir nicht warten, zumal die Lizenzen nur bis 2019 laufen“, erklärt Newald. Mit 4,5 Mrd. Euro sei der deutsche Sportwettenmarkt vergleichsweise klein. „Wir orten starkes Entwicklungspotenzial.“

Partner Deutsche Telekom

Das Internetportal startet laut Newald tipp3.de im März: Es werden nicht nur Wetten auf Fußball, sondern auch auf Formel 1 und Basketball angenommen. Der Fokus liegt ausschließlich auf Profisport.

Wie bereits berichtet, hat die ÖSW sich für den Schritt über die Grenze einen potenten Partner geangelt: Die Deutsche Telekom hat 64 Prozent an der deutschen ÖSW-Tochter DSW übernommen. Die Telekom hat sich selbst um eine Lizenz beworben, ist aber leer ausgegangen. Für die Österreicher habe man sich entschieden, weil diese mehr als zehn Jahre Erfahrung mit Sportwetten hätten, verlautete aus der Deutschen Telekom.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2015)

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