Deutschland: Warren Buffett zahlt in bar

Warren Buffett
Warren Buffett(c) Reuters (RICK WILKING)
  • Drucken

Der berühmte Investor Warren Buffett entdeckt Unternehmen des deutschen Mittelstandes für sich. Er hat schon zugeschlagen, will es wieder tun – und zahlt stets in bar.

New York/Wien. Warren Buffett ist Amerika. Viel besser lässt es sich nicht ausdrücken. Denn Buffett ist mehr als nur eine Investorenlegende. Er wohnt und arbeitet weiterhin im Städtchen Omaha im Bundesstaat Nebraska. Nicht in New York an der Wall Street. Sein Haus ist noch nicht einmal in der Straße das größte – und mit den Anwesen anderer Milliardäre kann es sowieso nicht mithalten. Kurz: Buffett macht sich offenbar nicht viel aus Geld. Ihn interessieren die Unternehmen, in die er sein Geld steckt. So wie Coca-Cola. Oder Louis.

Der Unterschied zwischen beiden: Coca-Cola ist heute ein Weltkonzern, die prototypische globale Marke. Und Louis? Das ist ein Motorradausrüster. Eine deutsche Familienfirma. Aber es ist auch ein bisschen mehr als das. Louis ist nämlich nur der Anfang. „Wir interessieren uns dafür, weitere deutsche Unternehmen zu kaufen“, sagte Buffett am Mittwoch in einem Interview mit dem „Handelsblatt“. Die Zeitung titelt: „Die Amerikaner kommen“. Und das stimmt. Denn wenn Buffett kommt, folgen seine Fans ihm nach. Der schwache Euro macht Investments in der Eurozone für Amerikaner derzeit attraktiv. Sogar der Mega-Spekulant George Soros investiert vermehrt in Europa. Er ist sozusagen der Anti-Buffett.

„In harten Zeiten kaufen wir aggressiv“

Buffett selbst sieht den Einstieg beim Hamburger Motorradausstatter als „Türöffner“ für Deutschland. Wobei seine Beteiligungsfirma Berkshire Hathaway tatsächlich schon seit 1998 im deutschen Markt ist, als man bei der General Re eingestiegen ist. Damals hieß die Rückversicherung noch Kölnische Rückversicherungsgesellschaft. „Deutschland ist ein großartiger Markt: Viele Leute, viel Kaufkraft, die Deutschen sind produktiv. Und wir mögen die regulatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen“, so Buffett zum „Handelsblatt“. Den Deal mit der Hamburger Louis-Familie hat die Finanzberaterin Zypora Kupferberg eingefädelt. Sie soll bei der nun folgenden Offensive Buffetts auch weiterhin eine große Rolle spielen.

„Aber erwarten Sie jetzt nicht, dass ich nach Deutschland fahre und überall Reden halte. Wir waren sehr offen mit dieser Übernahme und haben Zypora verpflichtet, andere Deals für uns zu finden“, so Buffett. Der schwache Euro sei zwar gut für Übernahmen, keinesfalls aber die primäre Motivation, so Buffett.

Seine Philosophie: Berkshire kauft Unternehmen nicht, um sie schnell weiterzuverkaufen. „Wir springen nicht einfach wieder ab“, so Buffett. Und: „Wir können für jedes Unternehmen, egal, in welcher Größe, bar bezahlen.“

Berkshire hat in der Unternehmenszentrale nur 25 Mitarbeiter – obwohl in den Unternehmen von Berkshire mehr als 300.000 Menschen weltweit arbeiten. Die Eurokrise schreckt Buffett auch nicht ab von Deutschland und Europa. Im Gegenteil: „Wir haben unseren besten Kauf 2009 gemacht, als die US-Wirtschaft ihren Tiefpunkt hatte. Da haben wir den Eisenbahnbetreiber BNSF übernommen. In harten Zeiten kaufen wir besonders aggressiv.“

Nun kommen die Investitionen aus dem Ausland nicht plötzlich – Buffetts offener Umgang wird aber helfen, gilt er in den USA doch als Ikone. Im vergangenen Jahr haben Ausländer insgesamt fast 50 Mrd. Dollar für Beteiligungen an deutschen Unternehmen ausgegeben. Deutlich mehr als 2013. Laut Deloitte kommt jeder fünfte ausländische Käufer aus den USA.

Aber nicht jeder ist ein Buffett. Die Private-Equity-Fonds sitzen Schätzungen zufolge auf rund 1,2 Billionen Dollar, also 1200 Milliarden, die man investieren muss. Deshalb macht Buffett auch Werbung für seinen Buy-and-stay-Ansatz. „Wir geben erfolgreichen Unternehmen freie Hand. Sie können ihre Geschäfte so weiterführen wie bisher. So sind sie schließlich erfolgreich geworden. Die Manager von Louis werden nicht ein einziges Mal in die USA fliegen müssen, um sich hier bei jemandem zu rechtfertigen. Wer sein Unternehmen an Private Equity verkauft, der weiß, dass sie es später weiterverkaufen werden. Das wird bei Berkshire nicht passieren“, sagte Buffett dem „Handelsblatt“. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Billionaire financier and Berkshire Hathaway CEO Warren Buffett poses on a motorcycle during Berkshire Hathaway Annual Shareholders meeting in Omaha
International

US-Multimilliardär Buffett auf Einkaufstour in Deutschland

Deutschland sei ein großartiger Markt, lobte der Starinvestor. In der Vorwoche hatte seine Holding eine Hamburger Händler für Motorradzubehör erworben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.