Varoufakis: "Regelrechte Flucht" ins griechische Finanzsystem

Greece´s Finance Minister Yanis Varoufakis Interview
Greece´s Finance Minister Yanis Varoufakis Interview(c) Bloomberg (Yorgos Karahalis)
  • Drucken

In den vergangenen Wochen hoben die Griechen Milliarden von ihren Konten ab. Finanzminister Varoufakis ortet nun einen Trendumkehr.

Nach der Einigung zwischen Griechenland und der Eurogruppe über eine Verlängerung des Hilfsprogramms kehrt laut Athen das Vertrauen der griechischen Bürger in das Finanzsystem des Landes zurück. Allein am Dienstag, als die Einigung erzielt wurde, seien 700 Millionen Euro bei den griechischen Banken eingezahlt worden, sagte Finanzminister Yanis Varoufakis am Donnerstag dem Sender Bloomberg TV. Es gebe nun eine "regelrechte Flucht" ins griechische Finanzsystem, sagte er.

Die Bankkunden in dem Krisenland hatten seit Anfang Dezember Schätzungen zufolge mehr als 20 Milliarden Euro abgehoben. Viele Griechen überwiesen auch Geld ins Ausland. Um die geschwächten griechischen Banken finanziell über Wasser zu halten, gewährt die europäische Zentralbank (EZB) ihnen Notkredite.

"Derzeit relativ wenige Probleme"

Die griechische Zentralbank gab am Donnerstag eine vergleichsweise optimistische Bewertung der Lage ab. Das Land habe nach Jahren der Rezession und harten Zeiten für die Bürger derzeit "relativ wenige Probleme". Es bestehe jetzt die Chance, in die "nächste Phase" einzutreten, "in denen das Wachstumspotenzial der Wirtschaft deutlich besser ausfallen wird", erklärte Zentralbankchef Yanis Stournaras. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde 2015 wachsen und 2016 noch stärker zulegen, prognostizierte der frühere Finanzminister. 2014 hatte Griechenland erstmals nach sechs Jahren Rezession wieder ein Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent verzeichnet.

Damit sich die Wirtschaft tatsächlich weiter erhole, müssten allerdings "Unsicherheiten" unter Kontrolle gehalten werden, mahnte Stournaras. Dazu zähle die Einhaltung der Athener Zusagen gegenüber den europäischen Partnern für die anvisierte Verlängerung des Hilfsprogramms. Weitere Risikofaktoren seien eine Verschlechterung der Staatsbilanzen und "Reformmüdigkeit", erklärte Stournaras.

Einigung auf Verlängerung der Eurohilfen

Griechenland und die Eurogruppe hatten sich am Dienstag auf eine Verlängerung des eigentlich Ende Februar auslaufenden Programms bis Ende Juni geeinigt. Bedingung dafür war eine Liste der griechischen Regierung mit Maßnahmen wie Verkäufen von Staatseigentum, Kampf gegen Frühverrentung und effizientere Steuererhebung. Doch weder in in Deutschland noch in Griechenland ist die Freude über den Kompromiss besonders groß.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.