Deutscher Bundestag vor Abstimmung über Athen-Hilfen

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Eine breite Mehrheit zeichne sich für eine Verlängerung des Hilfsprogramms für Griechenland ab. In Athen kam es zu Protesten gegen die Einigung im Schuldenstreit protestiert.

Vor der Abstimmung im Deutschen Bundestag über eine Verlängerung des Hilfsprogramms für Griechenland hat Deutschlands Bundespräsident Joachim Gauck die sich abzeichnende breite Mehrheit begrüßt. "Das Parlament ist verantwortungsbereit und nimmt sich der Sache mit großer Ernsthaftigkeit an", sagte Gauck MDR Info.

Der Bundestag stelle sich der Frage, was Europa gewinne, wenn ein Teil der Gemeinschaft verloren gehe, so Gauck. Neben Union und SPD haben auch Linke und Grüne vor der Abstimmung am Freitagvormittag mehrheitlich Zustimmung signalisiert. Allerdings wächst die Kritik am Vorgehen der Regierung in Athen. Vor allem in den Reihen von CDU und CSU mehren sich die Stimmen gegen eine nochmalige Verlängerung des Hilfspakets bis Ende Juni. "Viele Abgeordnete stimmen nur mit großem Bauchgrimmen zu. Zu weiterem Entgegenkommen sind sie nicht bereit", sagte der Vorsitzende des Europaausschusses, Gunther Krichbaum (CDU), der dpa.

Varoufakis für Schuldenschnitt

Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis hatte am Mittwoch erneut einen Schuldenschnitt ins Gespräch gebracht - obwohl Athen erst vergangene Woche den Euro-Partnern zugesagt hatte, die Forderungen aller Gläubiger zu bedienen. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz kritisierte ihn dafür scharf. "Ein Finanzminister, der wenige Tage, nachdem er mit 18 seiner Kollegen eine Einigung erzielt hat, diese wieder in Frage stellt oder neue Forderungen ins Spiel bringt, schafft kein Vertrauen", sagte er der "Rheinischen Post" (Freitag). "Im Gegenteil: Er verspielt es."

Die bisherigen Kredithilfen der Euro-Partner für Griechenland seit 2010 belaufen sich auf 240 Milliarden Euro. Etwa 55 Milliarden Euro entfallen auf Deutschland.

Die Linke, die wegen der strikten Sparauflagen bisher immer gegen die Griechenland-Hilfen war, wird im Bundestag wohl erstmals mehrheitlich dafür stimmen. Endgültig will sich die größte Oppositionsfraktion aber erst in einer Sondersitzung kurz vor der Abstimmung entscheiden. Der frühere Finanzminister und Linke-Chef Oskar Lafontaine warnte seine Partei vor einer Zustimmung und plädierte für Stimmenthaltung. Damit würde man eine Politik unterstützen, bei der 60 Milliarden Euro deutscher Steuergelder sinnlos in den Sand gesetzt worden seien, sagte er der dpa.

43 Prozent gegen Hilfen für Griechenland

In der Bevölkerung hält sich die Solidarität in Grenzen. 43 Prozent gaben in einer repräsentativen Umfrage von Emnid für den Sender N24 an, sie würden Athen schon jetzt keine Hilfen mehr gewähren.

Das niederländische Parlament stimmte am Donnerstag mit breiter Mehrheit für eine Verlängerung. In Estland gab die Regierung grünes Licht, nun muss am Freitag noch der Parlamentsausschuss für EU-Angelegenheiten den Weg für die Hilfen frei machen. Wann das griechische Parlament darüber abstimmen soll, ist bisher unklar.

Griechenland hatte sich mit den Euro-Partnern auf eine Verlängerung des eigentlich Ende Februar auslaufenden Hilfsprogramms verständigt. Mit der grundsätzlichen Einigung sind aber keine kurzfristigen neuen Hilfszahlungen verbunden. Die bisher blockierten Gelder werden erst ausgezahlt, wenn Athen das aktuelle Hilfsprogramm abgeschlossen hat.

Proteste gegen Hilfsprogramm

Vor dem Votum im Deutschen Bundestag haben in Athen hunderte Menschen gegen die Einigung im Schuldenstreit protestiert. Bei der Demonstration am Donnerstagabend kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen.

Nach Angaben der griechischen Polizei folgten am Donnerstagabend etwa 200 Menschen dem Aufruf einer kleinen antikapitalistischen Partei, gegen die Einigung der griechischen Regierung mit der Eurogruppe über eine Verlängerung des Hilfsprogramms zu protestieren. Außerdem schlossen sich demnach etwa 300 schwarzgekleidete Linksautonome der Demonstration an. Die Menge zog unter anderem zum Parlament.

Einige Demonstranten hielten Banner mit Slogans wie "Raus aus der EU" und "Streicht die Schulden" in den Händen. Wie AFP-Reporter berichteten, wurden mehrere Scheiben von Geschäften eingeschlagen, im griechischen Fernsehen waren auch beschädigte Bushaltestellen zu sehen. Mehrere Autos gingen in Flammen auf.

(APA/dpa)

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