RWE verkauft Tafelsilber an russische Investoren

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GERMANY ENERGY RWE(c) APA/EPA/ROLF VENNENBERND (ROLF VENNENBERND)
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Der deutsche Energiekonzern reduziert mit dem Verkauf seine Schulden – und erzürnt Großbritannien.

Wien. Zwei Jahre hing der Verkaufsabschluss in der Luft. Am gestrigen Montag war es dann schließlich so weit: Die Öl- und Gasfördertochter Dea des zweitgrößten deutschen Energiekonzerns, RWE, geht an russische Investoren. Für 5,1 Mrd. Euro kauft die Investorengruppe LetterOne das wertvolle Stück RWE-Tafelsilber. Die Transaktion sei ein „Meilenstein“ für den Konzern, sagt RWE-Chef Peter Terium. Der Manager will mit den Einnahmen den auf 31 Mrd. Euro angeschwollenen Schuldenberg zumindest ein wenig abbauen. Die Aktie gab im Tagesverlauf dennoch mit über 1,3Prozent nach. Dea hatte 2013 bei einem Umsatz von 2,1 Mrd. Euro 524 Mio. Euro Betriebsgewinn erzielt.

Hohe Hürden

Das Geschäft war die längste Zeit von Hürden behindert gewesen. Nachdem im März des Vorjahres – also etwa zeitgleich mit dem Beginn der Ukraine-Krise – der Name des Kaufinteressenten, hinter dem der russische Multimilliardär Michail Fridman steckt, bekannt geworden war, hat sich politischer Widerstand gebildet. Und während er sich in Deutschland selbst und auf EU-Ebene relativ schnell verflüchtigte, blieb er in Großbritannien bestehen, weil die Regierung im Fall von Sanktionen gegen LetterOne Einschränkungen bei der Förderung aus den britischen Dea-Förderstätten befürchtete. Am Ende setzte sich RWE über die Bedenken Großbritanniens hinweg. Und die Russen nahmen den Briten den Wind aus den Segeln, indem sie gestern den Exchef von BP, John Browne, zum Chef der Energiesparte innerhalb von LetterOne ernannten.

Unpolitischer Russe

Die Sanktionen hatten zuletzt die Geschäfte zwischen dem Westen und Russland gestört. Geplatzte Deals betrafen aber nur russische Staatskonzerne. Bei Fridman liegen die Dinge anders. Der heute zweitreichste Russe wahrte im vergangenen Jahrzehnt Distanz zur Politik und konzentrierte sich auf das Geschäft. Dabei erwies er sich freilich als unerbittlich und brachte zwischenzeitlich den BP-Konzern, mit dem er das Joint Venture TNK-BP führte, in Bedrängnis. Am Ende wurde TNK-BP an den staatlichen Branchenprimus Rosneft verkauft, wofür Fridmans Oligarchenkonsortium 28 Mrd. Dollar erhielt, für die er Anlagemöglichkeiten sucht. (est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2015)

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