Bluttests machen Amerikanerin zur jüngsten Milliardärin

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Mit 19 schmiss Elizabeth Holmes ihr Studium, um ihre Vision zu verwirklichen: Jeder Amerikaner soll in einem Umkreis von acht Kilometer einen schmerzlosen Bluttest machen können.

Wenn Forbes seine Reichenlisten veröffentlicht, wird gerne auch nach Newcomern Ausschau gehalten, die das Salz in der Suppe des Milliardärsranking ausmachen. Wenn es an der Spitze kaum Veränderungen gibt, dann lenken sich die Blicke gerne auf neue Gesichter. Auch wenn Elizabeth Holmes ebenso nicht so viel auf Kleidung gibt wie manche ihrer männliche Kollegen- sie bevorzugt ein schwarzes Ensemble aus Hosenanzug und Rollkragenpullover – so sticht sie mit ihren 31 Jahren doch heraus, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" in einem Porträt der jüngsten Milliardärin im Ranking schreibt. Das Vermögen der neuesten Vorzeigeunternehmerin Amerikas wird auf 4,5 Milliarden Dollar geschätzt.

Das Vermögen hat Holmes mit Theranos, einem von ihr gegründeten und geführten Diagnostikunternehmen aus dem kalifornischen Silicon Valley, aufgebaut. Mit ihrer Firma will sie das Gesundheitssystem auf den Kopf stellen. Mit ihrem Weltveränderungsanspruch, der manche Menschen Parallelen zwischen Holmes und Technologievisionären wie Steve Jobs ziehen lässt, hat sie es auch geschafft, dass Channing Robertson, einst Universitätsprofessor von Holmes, heute ihr Angestellter ist.

Marktvolumen von 70 Milliarden Dollar

Mit Theranos will Holmes den Markt für Labortests aufmischen, der allein in den Vereinigten Staaten ein geschätztes Umsatzvolumen von mehr als 70 Milliarden Dollar hat. Die Idee dazu kam ihr, weil Holmes Angst vor Spritzen hat. Die neuen Bluttests versprechen eine Prozedur ohne schmerzhafte Einstiche. Ein kleiner Stich in den Finger - und wenige Tropfen Blut sollen mit der Methode des Unternehmens reichen, um eine ganze Fülle von Tests vornehmen zu können. Und das Verfahren soll auch deutlich billiger sein als traditionelle Blutentnahmen.

Holmes zitiert gerne eine Statistik, wonach 40 bis 60 Prozent aller von Ärzten angeordneten Bluttests nicht stattfinden - unter anderem, weil die Patienten Angst vor dem Stich haben. Bei Investoren kommt das gut an. Theranos hat in einer Finanzierungsrunde 400 Millionen Dollar eingesammelt und wurde dabei mit neun Milliarden Dollar bewertet.

Studium nach einem Jahr abgebrochen

Holmes hält rund die Hälfte der Anteile, woraus sich ihr von „Forbes“ errechnetes Vermögen ergibt, das sie freilich bislang nur auf dem Papier hat. Prominente Namen sind inzwischen mit dem Unternehmen verbunden. So ist Larry Ellison, der Mitgründer des Softwarekonzerns Oracle und fünftreichster im aktuellen "Forbes"-Ranking, als Geldgeber für Theranos in Erscheinung getreten. Der frühere amerikanische Außenminister Henry Kissinger sitzt im Verwaltungsrat der Firma, die derzeit 700 Mitarbeiter hat. Zu Umsätzen und anderen Finanzdaten macht das Unternehmen keine Angaben.

Theranos hat Holmes bereits im Alter von 19 Jahren gegründet. Die Idee für kam ihr während eines Praktikums in Singapur, das sie nach dem ersten Studienjahr machte. Grund genug für die ambitionierte Holmes, ihr Studium abzubrechen. Von ihren Eltern erhielt sie die für Studiengebühren vorgesehenen Ersparnisse als Startkapital. Dass das Unternehmen der Öffentlichkeit lange verborgen blieb, war der Gründerin nur allzu recht. Sie wollte in Ruhe an der Technologie für die Tests arbeiten, um die sie bis heute ein großes Geheimnis macht. Holmes selbst wagt sich etwas mehr ins Rampenlicht und tritt bei öffentlichen Anlässen wie Konferenzen auf, seit Theranos vor etwa eineinhalb Jahren begonnen hat, seine Tests stärker direkt an Endverbraucher zu vermarkten.

Kooperation mit Drogeriekette

Eine Partnerschaft mit Amerikas größter Drogeriekette Walgreen brachte den Durchbruch. Derzeit bietet Walgreen zwar nur in rund zwanzig ihrer mehr als 8000 Filialen Bluttests von Theranos an, eine Ausweitung auf das ganze Land aber scheint beschlossene Sache zu sein. Dabei definert Holmes ein ganz klares Ziel: Eines Tages soll jeder Amerikaner im Umkreis von acht Kilometern eine Teststation von Theranos finden kann.

Holmes, eine strikte Veganerin, gönnt sich keine Zeit für das Privatleben. Selbst Henry Kissinger und seiner Frau gelang es nicht, die 31-Jährige zu verkuppeln.

>> Artikel in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung"

(red.)

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