GUS-Staaten: Russland reißt Nachbarn mit nach unten

(c) EPA
  • Drucken

Russlands tiefe Rezession und der Rubel-Verfall machen auch anderen GUS-Staaten schwer zu schaffen. Der Handel geht zurück, der Bedarf an Gastarbeitern ebenso.

Wien. Russlands Bedeutung als Wirtschaftszentrum auf postsowjetischem Raum zeigt sich nicht nur in Zeiten des Booms, sondern auch in der jetzigen Phase der tiefen Krise mit aller Deutlichkeit. Je mehr Russland von einer Rezession erfasst wird, umso mehr zieht es auch seine Nachbarn nach unten. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller Bericht der Ratingagentur Fitch: „Die jähe Abbremsung des Wirtschaftswachstums in Russland erweist sich als deutliche Erschütterung für die Wirtschaft anderer GUS-Staaten,“ schreibt die Agentur.

Und zwar nicht nur direkt über Handel, Geldtransaktionen und Geldströme, sondern auch indirekt über den Druck auf die Währungen: „Der starke Wertverlust des Rubels ist ein wichtiger Faktor für bedeutende Währungskorrekturen in der Region“, so Fitch: Selbst die Rohstoffexporteure Kasachstan, das Österreichs größter Öllieferant ist, und Aserbaidschan hätten diesen Effekt gespürt. Fitch spricht von einer „großen Wahrscheinlichkeit, dass auch Kasachstan seine nationale Währung abwerten könnte“.

Weniger Exporte und Gastarbeiter

Der Wirtschaftsabschwung in Russland hat im Verein mit westlichen Sanktionen und dem Ölpreisverfall den Rubel in den vergangenen zwölf Monaten um 44 Prozent zum Dollar abgewertet. Die ukrainische Währung Hrywnja befindet sich ohnehin im freien Fall, der Weißrussische Rubel hat 34 Prozent, der kirgisische Som 15 Prozent nachgegeben. Bei den genannten Staaten sowie bei Armenien, das einen freien Wechselkurs hat, und Kasachstan spielt auch noch eine Rolle, dass sie mit Russland in einer Wirtschaftsunion sind und so die Entwicklung mitvollziehen müssen, wollen sie keine Geschäftsnachteile mit dem regionalen Platzhirschen erleiden. Selbst im Vergleich mit der regional zweitgrößten Volkswirtschaft Kasachstan ist Russlands BIP, das heuer um bis zu fünf Prozent schrumpfen dürfte, achtmal so groß.

Was den Handel mit Russland betrifft, so sind die Nachbarn zwar nicht vom Importstopp betroffen wie der Westen. Aber auch so kommt es zu starken Einbußen: Weißrusslands Export nach Russland ist um 15,6 Prozent gefallen, die Ukrainer haben um 31,9Prozent weniger geliefert, wiewohl sie das meiste durch einen erleichterten Export in die EU ausgeglichen haben. Insgesamt fiel Russlands Import 2014 laut russischem Zollamt um 9,2 Prozent auf 286 Mrd. Dollar.

Für arme Staaten wie Tadschikistan und Moldawien ist die Krise in Russland vor allem deshalb dramatisch, weil Gastarbeiter weniger Geld nach Hause schicken können. Im zweiten Halbjahr 2014 ist die Summe der Überweisungen aus Russland laut Zentralbank um elf Prozent gesunken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.