Inder drängen auf Chefsessel in westlichen Konzernen

Microsoft CEO Nadella
Microsoft CEO Nadella REUTERS
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Das Reservoir bei 1,25 Milliarden Menschen ist riesig. Indien habe unglaublich viel Management-Talent, sagt Manjeet Kripalani von der indischen Denkfabrik Gateway House.

In der Hyderabad Public School im Süden Indiens wurden einst Adlige und Eroberer ausgebildet - wenig später war es das Führungspersonal von milliardenschweren Unternehmen. Microsoft-Chef Satya Nadella ging auf dem Internat genauso zur Schule wie Shantanu Narayen, Vorstandschef der US-Software-Firma Adobe. In  Ausbildungsstätten wie dieser produziert Indien sein 1A-Exportgut: Seine Manager und Entrepreneure.

Denn Madella und Narayen sind nicht die einzigen Inder, die jüngst auf die Chefsessel der westlichen Welt kletterten. "Indien hat unglaublich viel Management-Talent", meint Manjeet Kripalani, einst Indien-Leiterin des Wirtschaftsmagazins "Business Week" und Mitgründerin der indischen Denkfabrik Gateway House. Da wären Anshu Jain, Co-Chef der Deutschen Bank, Indra Nooyi, Konzernchefin von PepsiCo, und Ajay Banga, Vorsitzender von Mastercard. Und nun wird Ajit Jain als ein möglicher Nachfolge-Kandidat des Großinvestors Warren Buffett ins Spiel gebracht.

Englisch als Unterrichtssprache

Sie alle eint, dass sie auf indische Elite-Hochschulen gingen. "Unsere Studenten sind Adler, wie unser Schulvogel", sagt G. Jayanand, der Nadella unterrichtete. "Sie fliegen hoch und brauchen sich keine Sorgen zu machen, sie können jeden Fluss überqueren." Die Unterrichtssprache, fügt Schulvorstandsmitglied Faiz Khan hinzu, sei natürlich Englisch. "Damit haben wir in der globalisierten Welt einen riesigen Vorteil gegenüber Konkurrenten aus anderen Ländern."

Kripalani macht weitere Vorteile einer indischen Herkunft aus. "Wir sind ein extrem wetteiferndes Land, schon deswegen, weil es so viele von uns gibt", sagt sie über die 1,25 Milliarden Menschen auf dem Subkontinent. "Jemand, der es hier in Indien schafft, schafft es überall." Gleichzeitig sei Indien ein Land voller verschiedener Kulturen, Sprachen, Kasten und Religionen. So lernten schon Kinder, mit dem Priester anders umzugehen als mit dem herrschsüchtigen Onkel oder den Binnenmigranten, die im Haushalt arbeiteten. "Wir können uns in jede Umgebung einpassen", glaubt sie.

Chancen im Heimatland

Herman Vantrappen hält diese kulturelle Ursache-Wirkung-Herleitung eher für Kaffeesatzleserei. Der Geschäftsführer der Beratungsfirma Akordeon hat das Thema der Vielfalt an Unternehmensspitzen untersucht und kommt zu dem Schluss, dass diese eigentlich noch nicht weit fortgeschritten sei. Unter den 500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt wurden 2013 nur 16 von Managern aus Schwellenländern geführt. Darunter sind dann aber drei Inder - und keine Chinesen.

Diese hätten aber dank des starken Wirtschaftswachstums der vergangenen Jahrzehnte auch zuhause größere Chancen und müssten weniger ins Ausland blicken, sagt Pankaj Ghemawat, Direktor des Zentrums für die Globalisierung von Bildung und Management der New York University. Außerdem vermittle das von den Briten eingeführte westliche Bildungssystem in seinem Heimatland diejenigen Fähigkeiten, die von westlichen Firmen geschätzt würden.

Inder am stärksten im IWF vertreten

Besonders stark sind Inder auch in Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) vertreten. Die größte nationale Gruppe unter ihren Ökonomen seien Inder, sagte IWF-Chefin Christine Lagarde am Montag bei einem Besuch in Indien. Auch im Silicon Valley tummeln sich viele Inder. Laut einer Studie von Forschern der Universitäten Stanford, Berkeley und der Stanford Law School gründeten sie in den Jahren 2006 bis 2012 acht Prozent aller Technik-Start-ups. Dabei machten sie weniger als ein Prozent der US-Bevölkerung aus.

Das wundert Jitendra V. Singh nicht, der selbst aus Indien stammt, in Stanford studierte und heute Dekan an der HKUST Business School in Hongkong ist. "Inder blühen vor allem in brutal leistungsorientierten Industrien auf", sagt er, denn dort könnten sie trotz mangelnden Kapitals mit ihren Fähigkeiten glänzen. Kripilani von der Denkfabrik Gateway House bemerkt außerdem: "In Unternehmen gibt es manchmal eine gläserne Decke für Migranten. Das gilt für Entrepreneure nicht."

(APA/dpa)

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