Konjunktur: EZB kann strukturelle Probleme nicht lösen

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Die europäische Wirtschaft befinde sich zwar auf Erholungskurs, sagte EZB-Chefvolkswirt Peter Praet am Dienstag. Doch die Erholung sei nur zyklisch, aber nicht strukturell, warnte der Zentralbanker.

Frankfurt. Die Europäische Zentralbank (EZB) kann ihrem Chefvolkswirt Peter Praet zufolge die strukturellen Probleme in Europa mit geldpolitischen Mitteln nicht lösen. Die europäische Wirtschaft befinde sich zwar auf Erholungskurs, sagte Praet am Dienstag auf einer Finanzkonferenz in Frankfurt. „Die Erholung ist zyklisch, nicht aber strukturell“, sagte der Zentralbanker. Es sei daher nach den strukturellen Problemen in Europa zu fragen. Geldpolitik unterstütze zwar eine wirtschaftliche Erholung. Sie könne aber allein nicht für Wachstum sorgen.

Die EZB hat vor Kurzem ihre Wachstumsprognosen für die Eurozone angehoben. Sie rechnet nun für 2015 mit einem Plus von 1,5 statt bisher 1,0 Prozent. Für 2017 erwartet die Zentralbank ein Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent. Besonders euphorisch ist gegenwärtig die Stimmung an den Börsen. Börsenprofis trauen der deutschen Wirtschaft einen kräftigen Aufschwung zu.

Das Barometer für die Konjunkturerwartungen stieg im März um 1,8 auf 54,8 Zähler, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner Umfrage unter 219 Anlegern und Analysten mitteilte. Dies ist der höchste Stand seit mehr als einem Jahr und der fünfte Anstieg in Folge. Ökonomen haben allerdings mit einem kräftigeren Anstieg auf 58,2 Zähler gerechnet.

„Die Konjunkturerwartungen für Deutschland bewegen sich weiter auf hohem Niveau“, sagte ZEW-Präsident Clemens Fuest. „Gleichzeitig lassen sich jedoch nur geringe Fortschritte bei der Lösung der Ukraine-Krise und der griechischen Staatsschuldenkrise verzeichnen.“ Dies dämpfe die Erwartungen.

Druck auf Schweizer Firmen

Nicht ganz so toll läuft es in der Schweiz. Zahlreiche Industriefirmen verschieben wegen des starken Franken Jobs ins Ausland und kürzen Löhne. Tatsächlich ist der Druck in gewissen Branchen sehr hoch. So haben die Ökonomen der Credit Suisse (CS) eine Überbewertung des Franken von bis zu 50 Prozent errechnet.

Allerdings ist die Überbewertung nicht in allen Industriebranchen gleich stark. Für die Druck-, die Kunststoff-, die Metallprodukte- und die Uhrenindustrie etwa war der Franken 2014 durchschnittlich um 20 bis 30 Prozent überbewertet. Für andere Industriesparten dagegen, namentlich für die Lebensmittel-, die Chemie- und die Metallindustrie, war der Franken dagegen Ende 2014 nur leicht oder gar nicht überbewertet. Für sie ist der gegenwärtige Wechselkurs nicht gleich problematisch wie für andere Industriezweige.

Die Schweizerische Nationalbank hat den mehr als drei Jahre geltenden Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken Mitte Jänner aufgegeben. Dieser radikale Kurswechsel hat auf den Finanzmärkten heftige Turbulenzen ausgelöst und zu einem sprunghaften Anstieg des Franken geführt. (Reuters/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2015)

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