Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich schwächt die Gefahr von Deflationen deutlich ab. Die Wachstumsschäden von fallenden Vermögenspreisen seien deutlich höher, so die Studienautoren.
Deflation ist so etwas wie der Super-GAU einer Volkswirtschaft - der größte anzunehmende Unfall. Sie ist durch einen Preisverfall auf breiter Front und über einen längeren Zeitraum hinweg gekennzeichnet. Sinken die Preise für Autos, Fernseher und viele andere Waren und Dienstleistungen erst einmal, lauern die Verbraucher auf noch günstigere Angebote. Geld wird also immer mehr wert. Dadurch dreht sich die Abwärtsspirale schneller. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im März 2015 ein riesiges Anleihenkaufprogramm gestartet um die Deflationssorgen reduzieren. Die jährliche Inflationsrate im Euroraum lag im Februar bei minus 0,3 Prozent.
Diese Theorie wird durch eine Studie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) deutlich abgeschwächt. Die Auswirkungen von auf breiter Front fallenden Verbraucherpreisen auf das Wirtschaftswachstum seien meist schwach, berichtete die BIZ am Mittwoch in Basel.
Fallende Häuserpreise als Auslöser
Die mit Abstand schädlichste Deflation - die "Große Depression" der 1930er Jahre - sei nicht repräsentativ. In vielen anderen Deflationen seien die Wachstumsschäden viel geringer gewesen. Nach dem Zweiten Weltkrieg seien fallende Verbraucherpreise sogar mit höherem Wachstum einhergegangen.
Demgegenüber kommen die Autoren der Studie zu dem Schluss, dass die Wachstumsschäden von fallenden Vermögenspreisen deutlich größer sind. Demnach gehen fallende Aktienkurse, besonders aber fallende Immobilienpreise regelmäßig mit großen Wachstumseinbußen einher. Fallende Häuserpreise waren der Auslöser der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise, die ihren Ursprung in den USA hatte.
Hohe Deflationsangst in den USA
Die Resultate der BIZ-Studie haben einen hohen aktuellen Bezug. Denn zurzeit kämpfen sehr viele Notenbanken auf der Welt gegen fallende Verbraucherpreise, die vor allem auf den Ölpreisverfall zurückgehen. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat deshalb ihre Geldpolitik extrem gelockert. Traditionell ist die Angst vor Deflation besonders in den USA weit verbreitet. Demgegenüber herrscht in Deutschland historisch bedingt Angst vor einer hohen Geldentwertung, also Inflation, vor.
Die Autoren der Studie warnen aber davor, die schweren Wachstumsschäden der "Großen Depression" auf die heutige Zeit zu übertragen: "Die Episode war mit Blick auf die Wachstumsverluste ein Ausreißer." Darüber hinaus sei das Ausmaß der damaligen Rezession womöglich weniger auf fallende Verbraucherpreise, sondern vielmehr auf andere Faktoren wie den scharfen Fall der Vermögenspreise oder Bankenstress zurückzuführen. Zentralbanken sollten deswegen Finanzzyklen wie dem Auf und Ab der Vermögenspreise oder dem Kreditvolumen große Aufmerksamkeit schenken.
(APA/dpa)