BMW enttäuscht mit Ausblick

People visit BMW World during annual news conference of German premium automaker BMW in Munich
People visit BMW World during annual news conference of German premium automaker BMW in Munich(c) REUTERS (MICHAELA REHLE)
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Der Münchner Autobauer begeistert die Anleger trotz Gewinnsprungs im Vorjahr nicht. Preisdruck und Ausgaben für neue Technologien könnten das Gewinnwachstum bremsen.

München. Nach einem Gewinnsprung im vergangenen Jahr ist BMW für 2015 etwas vorsichtiger. „Wir streben im laufenden Geschäftsjahr bei Absatz und Konzernergebnis vor Steuern solide Zuwächse auf jeweils neue Bestmarken an“, sagte der scheidende Vorstandschef, Norbert Reithofer, am Mittwoch in München. Damit peilt BMW nach eigenen Angaben Plusraten im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich an. Die Anleger reagierten enttäuscht. Die Aktien rutschten zeitweise um vier Prozent ab. Sie waren damit der schwächste DAX-Wert. „Die Ansprüche sind inzwischen so hoch, das reicht den Investoren nicht mehr“, sagte ein Händler.

Anleger nehmen Gewinne mit

Auf dem hohen Kursniveau der Aktien würden Anleger lieber ihre Gewinne mitnehmen. Doch auch die beiden anderen Autowerte, Daimler und Volkswagen, mussten Federn lassen. In den Wochen davor hatten sie jedoch angesichts der Euroschwäche regelrechte Höhenflüge hingelegt.

Die deutschen Hersteller profitierten zudem am meisten von der Erholung der Autonachfrage in Europa: In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres steigerte VW den Absatz um 8,8 Prozent, BMW um 12,6 Prozent und Daimler um 14,2 Prozent. Im Vorjahr stieg das Vorsteuerergebnis vom BMW um mehr als zehn Prozent auf 8,7 Mrd. Euro. Doch gibt es politisch und wirtschaftlich viele Schwankungen. Preisdruck, steigende Personalkosten und Milliardenausgaben für neue Technologien bremsen die Gewinnsteigerung. Zudem wird China vom Autoparadies mit traumhaften Wachstumsraten und Renditen zu einem normalen Markt. BMW-Finanzchef Friedrich Eichiner sagte, sollte die Wirtschaft dort langsamer warten als gedacht, „könnte dies unsere Geschäftsentwicklung beeinflussen“. Auch der Einbruch des russischen Marktes ist ein Hemmschuh. In Europa herrscht trotz leichter Erholung weiter Unsicherheit, und die Preise sind unter Druck. „Es existieren viele Ungewissheiten“, sagte Reithofer. Die Prognose setze voraus, dass die politischen und gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen weitgehend stabil bleiben.

Für die Kernsparte Automobile erwartet der Konzern auch heuer eine Gewinnspanne (Ebit-Marge) zwischen acht und zehn Prozent. 2014 lag sie bei 9,6 Prozent und damit exakt gleichauf wie beim Rivalen Audi, der dank seiner Zugehörigkeit zum riesigen VW-Konzern an vielen Stellen Kosten sparen kann und deshalb meist Renditekönig ist.

Positiv sollen sich bei BMW 15 neue und überarbeitete Modelle auswirken, die in diesem Jahr auf den Markt kommen. Der Absatz von zuletzt 2,1 Millionen Fahrzeugen soll so übertroffen werden – auch, um führender Premiumhersteller zu bleiben und die Konkurrenten Audi und Mercedes auf Distanz zu halten.

Reithofer sagte mit Blick auf seinen Nachfolger, den bisherigen Produktionsvorstand Harald Krüger, der im Mai den Posten übernimmt: „Auch für die Zukunft gibt es viel zu tun.“

Ausbau alternativer Antriebe

Neben Marktschwankungen gehören auch der Ausbau alternativer Antriebe und das Erreichen immer strenger werdender CO2-Vorschriften zu den Herausforderungen.Der BMW-Chef tritt nach achteinhalb Jahren im Amt im Mai ab und wechselt in den Aufsichtsrat.

Für sein letztes volles Jahr als Vorstandschef bekommt der Manager 7,2 Mio. Euro, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Die Konkurrenten VW und Daimler haben bereits in der vergangenen Woche ihre Ergebnisse– in beiden Fällen auf Rekordniveau– bekannt gegeben. (Reuters/b.l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2015)

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