Nur wenige Konzerne füttern die Welt

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Mit der Fusion von Kraft und Heinz entsteht der fünftgrößte Nahrungsmittelkonzern der Welt. Eine Handvoll Konzerne entscheidet, was wir in den Regalen finden.

Wien. Die Auswahl an unterschiedlichen Kartoffelchips, Brotaufstrichen und Fertigsuppen mag zwar stetig wachsen, die Zahl der Unternehmen, die dahinterstecken, aber sinkt. Am Mittwoch wurde eine weitere große Übernahme in der Lebensmittelbranche bekannt. Der US-Investor Warren Buffett fusioniert den Ketchuphersteller Heinz mit dem amerikanischen Nahrungsmittelriesen Kraft Foods. Unterstützung beim angeblich 40 Milliarden Dollar schweren Geschäft erhielt er vom Finanzinvestor 3G Capital, der schon bei der Fast-Food-Kette Burger King und dem Bierbrauer Anheuser-Busch seine Finger im Spiel hat. Das Unternehmen soll in Hinkunft unter dem Namen Kraft Heinz an der Börse notieren. Es wird mit einem Umsatz von 28 Milliarden US-Dollar zum fünftgrößten Lebensmittelproduzenten weltweit aufsteigen.

„Das ist ein Geschäft nach meinem Geschmack“, sagte Buffett. Die Aktionäre sahen es ähnlich. Die Papiere von Kraft schossen nach der Bekanntgabe der Fusion nach oben. Aber ob das Geschäft auch nach Geschmack der Konsumenten ist, wird sich weisen. Denn schon heute täuscht die Vielzahl an Produktmarken in den Supermärkten. Selbst vermeintliche Konkurrenten kommen oft aus demselben Haus. Damit sind weite Teile der Agrar- und Lebensmittelindustrie, einer Branche, die weltweit mehr als eine Milliarde Menschen beschäftigt, in den Händen weniger Konzerne. Wer sind die Unternehmen, die maßgeblich entscheiden, was wir essen?

Europa dominiert

Erstens: Sie sind europäischer, als man denkt. Glaubt man der Studie der Unternehmensberatung Deloitte „Global Power Consumer Products 2014“, steht ein Konzern dabei unangefochten an der Spitze: Nestlé. Das Schweizer Unternehmen beschäftigt nicht nur rund 330.000 Menschen, diese haben nach Angaben des Finanzdienstleisters Bloomberg im Vorjahr auch 75,43 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Die Marken, mit denen Nestlé den Markt dominiert, reichen von Maggi, Mövenpick, Nescafé, Nuts und KitKat bis zu den scheinbaren Konkurrenten auf dem Mineralwassermarkt Perrier, Vittel und S. Pellegrino.

Auch die Nummer zwei, Unilever, kommt aus Europa. Der niederländisch-britische Konzern mit Sitz in Rotterdam ist zwar vor allem für Pflegeprodukte bekannt, verkauft aber auch Nahrungsmittel unter den Marken Knorr, Mazola oder Panni. Der Umsatz 2013 lag bei 67 Milliarden Euro. Dahinter folgt Pepsi. Das US-Unternehmen produziert neben Pepsi auch Punica, IceTea, 7Up oder Lays-Chips und erwirtschaftete damit im abgelaufenen Geschäftsjahr 61,2 Milliarden Euro Umsatz.

Weitere große Namen im Geschäft sind die lateinamerikanische JBS, die in Europa wenig bekannt ist. Coca-Cola, Anheuser-Busch, der Schokoriegel- und Tierfutterriese Mars und eben Kraft Heinz. Die genaue Reihung schwankt je nachdem, ob Umsatz, Gewinn oder Marktkapitalisierung als Messgröße herangezogen wird.

Entscheidend ist aber: Diese Nahrungsmittel- und Getränkekonzerne können nicht nur einen Großteil der Regalfläche in den Supermärkten für sich beanspruchen, sie haben auch Einfluss auf unsere Ernährung. „Eine Handvoll an Unternehmen kann diktieren, was wir essen“, sagt Chris Jochnick von Oxfam America in einem Interview. Seine Organisation hat schon 2013 die großen zehn der Branche in der Studie „Behind the Brands“ unter die Lupe genommen.

Schon damals galten Nestlé und Unilever als die mächtigsten Unternehmen. Aber: Im Branchenvergleich waren sich die beiden Firmen ihrer Verantwortung auch am ehesten bewusst, heißt es in der Studie. Beide hätten ihre Lieferketten durchforstet und etwa den Wasserverbrauch in der Produktion eingeschränkt. Andererseits verschließen sie die Augen, wenn es um den zerstörerischen Kampf um Ackerflächen oder die Ausbeutung von Frauen in der Produktion geht, heißt es in „Behind the Brands“.

Auf einen Blick

Heinz Ketchup und Kraft Foods werden eins, gaben Finanzinvestor 3G und Investorenlegende Warren Buffett am Mittwoch bekannt. Damit entsteht der fünftgrößte Nahrungsmittelkonzern der Welt. Schon heute stehen nur wenige Großunternehmen hinter der scheinbaren Vielfalt an Produktmarken in den Supermärkten. Unangefochtene Nummer eins ist der Nestlé-Konzern aus der Schweiz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2015)

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