Air Berlin mit Rekordverlust

Mitarbeiterin am Check In Schalter von Airberlin sitzt gelangweilt und ohne Kunden vor dem Logo im T
Mitarbeiterin am Check In Schalter von Airberlin sitzt gelangweilt und ohne Kunden vor dem Logo im T(c) imago/Ralph Peters
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Schon seit Jahren schreibt die zweitgrößte deutsche Fluglinie rote Zahlen. Der neue Vorstand will nun endlich in die Gewinnzone – wie die meisten vor ihm.

Berlin. Die deutsche Fluggesellschaft Air Berlin kommt nicht aus den roten Zahlen: Das Minus im abgelaufenen Geschäftsjahr wird sich auf 361,7 bis 387 Mio. Euro belaufen. Endgültige Zahlen will man der Öffentlichkeit erst im April präsentieren und damit einen Monat später als geplant. Als Grund wurden die unklaren Kosten für die teure Sanierung angeführt.

Für den Konzern handelt es sich um den höchsten Verlust in der Firmengeschichte. Die Airline schafft es schon seit Jahren nicht, nachhaltig positive Geschäftsergebnisse abzuliefern. Inzwischen ist auch der Schuldenberg auf 810 Mio. Euro gestiegen.

An der Sanierung des Unternehmens war schon der ehemalige Vorstand mit österreichischen Wurzeln, Wolfgang Prock-Schauer, gescheitert. Er legte sein Amt offiziell per 1. Februar dieses Jahres zurück. Der Abgang erfolgte auf eigenen Wunsch. Die von ihm eingeleiteten Sparmaßnahmen reichten nicht aus, um die Fluglinie auf Gewinnkurs zu bringen.

Fokus auf gute Strecken

Der neue Konzernchef Stefan Pichler will die jahrelange Abwärtsspirale nun endlich durchbrechen. Bis zur Jahresmitte will die Fluglinie nun bekannt geben, welche Unternehmensteile abgestoßen werden. „Natürlich haben wir schon Vorstellungen“, sagte Pichler im Rahmen einer Telefonkonferenz am Freitag. Zunächst werde man sich aber intern abstimmen.

2014 ist nicht nur die Auslastung der Flugzeuge, sondern auch der Gewinn pro Sitzplatz zurückgegangen. Das sei „eine toxische Kombination“, sagte Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer. Positiv entwickelte sich hingegen die Air-Berlin-Tochter Fly Niki. Die Wiener würden eine „sehr profitable Kostenstruktur“ vorweisen. Konkrete Zahlen nannte man nicht. Innerhalb des Konzerns sei Fly Niki aber der „Wachstumscarrier im deutschsprachigen Raum mit klarem touristischem Fokus“.

Künftig will Air Berlin sein Geschäft auf ertragreichere Strecken ausrichten und Drehkreuze wie Düsseldorf und Berlin ausbauen. Strecken, die Verluste schreiben, werden indes der Vergangenheit angehören. Erst im März kündigte der Vorstand an, für Geschäftsreisende ein größeres Angebot schaffen zu wollen. Auch ein neuer Billigtarif namens JustFly soll die Rückkehr in die schwarzen Zahlen erleichtern. Die Kosten für einen einfachen Flug werden sich auf 44 Euro belaufen, Freigepäck ist allerdings keines inkludiert.

„Wir müssen uns unserer Lage bewusst sein und dennoch Mut zum schnellen Handeln haben“, sagte Pichler bei seinem Amtsantritt gegenüber der Belegschaft. Er war zuvor bei Fiji Airways (der Fluggesellschaft der Fidschi-Inseln) tätig und schaffte dort den Turnaround.

Air Berlin hat bereits im Jahr 2012 ein Sparprogramm auf den Weg gebracht. Damals wurde der Abbau von 800 Arbeitsplätzen bekannt gegeben. 2014 strich die Gesellschaft noch einmal 200 weitere Jobs.

Gewinn für 2016 geplant

Für heuer erwartet der Konzernvorstand bereits eine „deutliche Ergebnisverbesserung“. 2016 soll dann die angestrebte Rückkehr zur Profitabilität gelingen.

Seit 2011 hat die zweitgrößte deutsche Fluglinie mit Etihad Airways einen starken Partner. Die Araber sind mit 30 Prozent an der Air Berlin beteiligt. Bisher haben sie mehr als eine halbe Milliarde Euro in die Firma gesteckt.

Air Berlin hat unter ihrem einstigen Vorstand Joachim Hunold viel zu stark expandiert. Die teuren Übernahmen kosteten viel Geld, auch die Wirtschaftskrise spürte man. 2014 flogen 31,7 Millionen Passagiere mit Air Berlin, 0,6 Prozent mehr als 2013. (ag./nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2015)

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