Aus für Milchquote: „Anders als zu Zeiten der Butterberge“

EU-Milchquotenregelung
EU-MilchquotenregelungAPA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
  • Drucken

Die Milchquote ist ab 1. April Geschichte. Das in den 1980er-Jahren eingeführte Instrument schränkte den EU-Ländern die Exportchancen ein.

Mit 31. März kommt es zu einer echten Zäsur auf dem europäischen Agrarmarkt: Die Milchquote fällt. Damit kann ab 1. April jeder Bauer so viel Milch produzieren, wie er will. 1984 wurde die EU-Milchkontingentierung eingeführt, weil es zu viel Milch auf dem europäischen Markt gab. Durch die Begrenzung des Angebots sollten die Preise - und damit das Einkommen der Landwirte - gesichert werden. Inzwischen ist die EU davon überzeugt, dass Reglementierungen den Bauern und Milchproduzenten Exportchancen nehmen und die „Quote ein Relikt einer Agrarpolitik der Vergangenheit ist“, so der deutsche Bauernverband.

Milchwirtschaft in �sterreich
Milchwirtschaft in �sterreich(c) APA



Die weltweite Nachfrage nach Milch und Käse soll Prognosen zufolge stetig steigen. Aufgrund des zunehmenden Konsums werde bis 2020 mit einem Anstieg der Weltproduktion von 600 auf 740 Millionen Tonnen Milch gerechnet, so Michael Blass, Geschäftsführer der AMA-Marketing. Bis 2030 würden 60 Prozent der Weltbevölkerung ein mittleres Einkommen haben und damit die Nachfrage steitig steigen lassen, so EU-Agrarkommissar Phil Hogan. Länder wie die USA, Australien und Neuseeland, der wichtigste Milchexporteur weltweit, haben jahrelang - ohne Beschränkungen – die Produktion ausgeweitet, während die Quote Europa gebunden hat. Und da will und kann die EU nicht tatenlos zusehen. Dass nach dem Quoten-Ende wieder Butterberge und Milchseen in Europa entstehen, befürchtet die Branche nicht. "Die Lage ist heute ganz anders als zu Zeiten der Butterberge und Milchseen. Wir sind heute wettbewerbsfähig zu Weltmarktpreisen,“ sieht Hogan den Zeitpunkt günstig.

Milchpreis wird häufiger schwanken

Auch Österreich möchte sich ein Stück vom immer größer werdenden Kuchen abschneiden. Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung der österreichischen Milchverarbeiter schätzt, dass die Milchproduktion hierzulande um 15 Prozent anwachsen werde und die Exportquote von derzeit 48 Prozent auf deutlich über 50 Prozent gesteigert werden kann. Allerdings habe die in Österreich produzierte Menge keinerlei Bedeutung für den Weltmarkt. „Östereich macht kein Geschäft indem es die Welt mit Milch überschwemmt, sondern mit Qualität.“ Österreichische Milch könne mit Faktoren wie flächendeckender Genfreiheit, hohem Bio-Anteil und Regionaliät punkten, so Blass. Und da biete gerade auch der deutsche Markt gute Exportchancen.

Es gibt auch Warnungen vor negativen Auswirkungen für die Milchbauern. "Das Ende der Milchquote darf nicht dazu führen, dass es keine Milchkühe in den Alpen mehr gibt. Milchproduktion muss sich auch in Berggebieten in Zukunft noch lohnen", betonte die Landwirtschaftssprecherin der ÖVP im EU-Parlament, Elisabeth Köstinger. In Österreich würden 88 Prozent der Kuhmilch "in benachteiligen Regionen wie Berggebieten produziert". Ulrike Lunacek, Delegeationsleiterin der Grünen im Europaparlament sieht im Aus der Milchquote ab 1. April gar einen weiteren Turbo für die industrielle Milcherzeiugung in Europa. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter warnt vor einer höheren Abhängigkeit vom Weltmarkt. Da nur relativ kleine Mengen global gehandelt werden, dürften die Preisschwankungen künftig heftiger werden - "mit langen Tälern und kurzen Spitzen".

Erfahrungen mit dem Auslaufen einer Milchkontingentierung gibt es in der Schweiz. Dort brachte 2009 das Milchquoten-Aus laut einer Studie der Berner Hfachhochschule der Schweizer Industrie-Milch einen Wertverlust um 24 Prozent. Die Käserei-Milch ist um 15 Prozent im Wert eingebrochen, die Biomilch um 19 Prozent.

(APA/red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.