US-Firmen vor Gewinnrückgängen

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Analysten glauben, dass die Unternehmensgewinne in den USA in den nächsten drei Quartalen sinken. So etwas zog in der Vergangenheit meist Kursrückgänge nach sich.

New York. Die Gewinne der Unternehmen im breiten Aktienindex S&P-500 werden drei Quartale in Folge konstant rückläufig sein, erwarten Analysten. Investoren können nur hoffen, dass sich die Experten irren. In der Vergangenheit ging es nach einem so langen Gewinnrückgang weiter nach unten. Doch selbst wenn die Experten mit ihrer Prognose recht behalten und der Gewinnrückgang sich auf drei Quartale beschränkt, sind die Aussichten trübe. Wann immer in den vergangenen acht Jahrzehnten ein solcher Trend mindestens neun Monate anhielt, folgte in 82 Prozent der Fälle ein Bärenmarkt.

Relativ hohe Bewertungen

„Analysten und Investoren sind notorisch schlecht darin, einen Wendepunkt vorherzusagen“, erklärt Rich Weiss, leitender Portfolio-Manager bei American Century Investment im kalifornischen Mountain View. „Gewöhnlich wollen sie daran glauben, dass die Gewinne immer weiter positiv überraschen können und sehen eine Fortsetzung des Trends. Das ist aber unwahrscheinlich.“

Die aktuelle Verlustserie dürfte die längste seit der Finanzkrise 2008/2009 sein, erwarten von Bloomberg befragte Analysten. Sie sagen für das erste Quartal ein durchschnittliches Minus bei den Gewinnen von 5,8 Prozent voraus, für das zweite einen Rückgang um 4,2 Prozent und für das dritte um ein Prozent. „Es stellt sich die Frage, ob der Gewinnzyklus vorbei ist“, sagt Bill Stone, leitender Investmentstratege bei PNC Wealth Management in Philadelphia. „Wenn die Bewertungen relativ hoch sind, sollte man sich deswegen Gedanken machen.“

Der Aluminiumkonzern Alcoa läutet die US-Berichtssaison nächste Woche ein. Ölkonzerne werden den Erwartungen zufolge unter den zehn Branchengruppen im S&P-Index die schlechteste Entwicklung im ersten Quartal aufweisen und einen mittleren Gewinnrückgang um 63 Prozent berichten, zeigen Bloomberg-Prognosen. Eine Kombination aus sinkender Nachfrage und rapide steigendem Angebot durch das sogenannte Fracking haben den Ölpreis um mehr als 50 Prozent einbrechen lassen.

In vier weiteren Branchen, darunter Haushaltsgüterproduzenten, wird es den Erwartungen zufolge ebenfalls abwärts gehen. Nicht zuletzt, da der Anstieg des Dollar die Umsätze bei Unternehmen wie Procter & Gamble belastet. „Entscheidend ist, ob wir mit einem Rückgang rechnen müssen, der bald wieder zu einem Anstieg wird, oder ob es noch schlimmer wird“, sagt Ed Clissold, US-Marktstratege bei Ned Davis Research.

Nach neun Quartalen mit Kursgewinnen sind die Bewertungen mittlerweile fast auf dem höchsten Stand seit fünf Jahren. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis im S&P-Index beträgt 18,3, verglichen mit einem Durchschnitt seit 1937 von 16,9. Einen Hoffnungsschimmer gibt es jedoch. Nach Ansicht von Doug Foreman, dem Chief Investment Officer von Kayne Anderson Rudnick Investment Management, wird der Gewinnschock durch Dollar und Öl nur kurz anhalten – solange das Wirtschaftswachstum weiter anzieht. Das Bruttoinlandsprodukt wird Bloomberg-Prognosen zufolge in diesem Jahr um drei Prozent steigen – so stark wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr.

Korrektur oder Trendwende?

„Es fällt schwer, an einen heftigen Abwärtstrend bei den Gewinnen zu glauben“, da es zu keiner Rezession komme, sagt Foreman. „Auch wenn wir wegen Dingen wie Währung oder Energie ein paar Quartale ein negatives Wachstum sehen können, fällt es doch schwer, an bleibende Auswirkungen zu glauben. Es könnte der Auslöser einer Korrektur sein, aber keine richtige Trendwende.“ (Bloomberg/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2015)

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