Steuerfreiheit von den USA? Das wird mittlerweile teuer

(c) EPA (Arne Dedert)
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Die Nachfrage bestimmt den Preis: Dieses Prinzip gilt auch, wenn US-Bürger, die in Österreich leben, ihre Staatsbürgerschaft zurückgeben wollen.

Früher einmal war ein US-amerikanischer Pass etwas. Das dunkelblaue Dokument mit dem großen Adler auf der Vorderseite verlangte weltweit Respekt ab, wie vor 2000 Jahren die Worte „civis romanus sum“.

Heute bedeutet ein US-Pass vor allem eines: Man muss weltweit Steuern zahlen. Unabhängig vom Wohnort verlangt die amerikanische Finanzbehörde IRS (Internal Revenue Service) ihren Anteil. Bisher konnte das jemandem, der beispielsweise in Österreich lebt, ziemlich egal sein. Denn dank des Bankgeheimnisses wussten die IRS nicht, was sich auf dem Wiener Konto befindet.

Mit FATCA hat sich das geändert. Der Foreign Account Tax Compliance Act garantiert den USA vollen Zugriff auf österreichische Konten amerikanischer Staatsbürger. Wer heute ein Konto in Österreich eröffnet, muss ankreuzen, ob er einen Bezug zu den USA hat oder gar US-Bürger ist. Ist Letzteres der Fall, muss man sich mit der Weitergabe der Bankdaten einverstanden erklären – sonst gibt es kein Konto.

Bestehende Konten werden von den österreichischen Banken nach und nach aufgearbeitet. Inhaber bekommen seit einiger Zeit eine Aufforderung, entweder eine US-Steuernummer zu beantragen oder nachzuweisen, nicht in den USA steuerpflichtig zu sein. Beides eine recht mühsame Angelegenheit. Und deshalb wollen immer weniger amerikanische Steuerzahler US-Bürger sein.

„Wir stellen mehr Anfragen zur Zurücklegung der Staatsbürgerschaft fest“, bestätigt man bei der amerikanischen Botschaft in Wien. Wie viele? „Pro Woche etwa drei bis vier.“ Das käme etwa einer Verdoppelung der Zahlen aus dem Jahr 2014 gleich: Damals waren es in Österreich 100 US-Bürger, die ihre Staatsbürgerschaft zurückgelegt haben.

Damit liegen wir europaweit im Trend: In der Schweiz gaben bis Mitte vergangenen Jahres 1577 Bürger ihren US-Pass zurück. In Deutschland waren es mehrere tausend (genaue Zahlen gibt es nur für 2013, als es 3000 Fälle waren).

Es wären nicht die USA, würde das Land, das den Kapitalismus perfektioniert hat, nicht auch hier marktwirtschaftliche Prinzipien gelten lassen: Steigt die Nachfrage, steigt auch der Preis. Bisher waren 450 Dollar an Gebühren fällig, wenn man die Staatsbürgerschaft loswerden wollte. Mit September vergangenen Jahres hat man die Gebühren doch ein klein wenig angehoben: Jetzt muss man 2350 Dollar bezahlen.

Dazu kommen eine ausführliche Befragung, warum man die Staatsbürgerschaft zurückgeben will, und eine gestrenge Ermahnung: „Bitte beachten Sie die Folgen der Aufgabe Ihrer Staatsbürgerschaft, bevor Sie diese ernste und unwiderrufliche Entscheidung treffen.“

Für viele US-Bürger dürfte es freilich nur eine simple Rechnung sein. Ein Antrag auf Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft kostet 110 Euro. Dazu kommen Bundesgebühren, gestaffelt nach dem Anlass für die Einbürgerung zwischen 217,10 und 976,80 Euro. Die Länder wollen auch einen Anteil, der in Niederösterreich bei Einkommen von mehr als 17.000 Euro netto im Jahr beispielsweise bei 1001 Euro liegt. Plus die US-Gebühr macht zusammen etwas weniger als 4500 Euro. Nicht billig, aber dafür hat man eine Ruhe von der IRS.

Und das scheint immer mehr Bürgern das Geld wert zu sein: Die Zahl der eingebürgerten US-Amerikaner stieg von 26 im Jahr 2012 auf 49 im vergangenen Jahr.

E-Mails an: norbert.rief@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2015)

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