Kuba-Tourismus: Wenn Paris Hilton auf Castro junior trifft

CUBA CIGAR FESTIVAL
CUBA CIGAR FESTIVALAPA/EPA/Alejandro Ernesto
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Zwischen den USA und Kuba herrscht nach 50 Jahren Eiszeit Tauwetter. Die Auswirkungen auf den Tourismus zeigen sich jetzt schon.

Paris Hilton war schon da. Die reiche US-Hotelerbin ließ sich sogar vor einigen Wochen ausgerechnet neben einem Sohn des legendären kubanischen Revolutionsführers Fidel Castro in Havanna ablichten. Auch berühmte US-Fernsehstars wie Conan O'Brien haben inzwischen Kuba besucht - Anfang März feierte der Moderator eine Premiere mit der Ausstrahlung einer Folge seiner beliebten Late-Night-Show aus der Karibikmetropole.

Es sind aber vor allem normale US-Besucher, die seit Wochen gen Karibik pilgern. Das sozialistische Kuba, jahrzehntelang quasi "verbotenes Land" für US-Bürger, ist gerade offenbar schwer in Mode bei Reisenden aus dem einstigen ideologischen Erzfeind.

Beide Nachbarstaaten verkündeten Mitte Dezember überraschend eine Wende in ihren Beziehungen nach mehr als 50 Jahren diplomatischer Eiszeit. Die Regierungen in Washington und Havanna wollen bald reguläre Botschaften in dem jeweils anderen Land eröffnen.

Tauwetter zwischen USA und Kuba: Paris Hilton und Naomi Campbell mit Fidel Castro Diaz-Balart.
Tauwetter zwischen USA und Kuba: Paris Hilton und Naomi Campbell mit Fidel Castro Diaz-Balart.REUTERS

Während die Verhandlungen dazu aber scheinbar nur mühsam vorankommen, haben die Bürger beider Länder längst ihre Begeisterung füreinander entdeckt. Anfang des Jahres setzte die "New York Times" Kuba an zweite Stelle auf ihrer Liste empfohlener Urlaubsziele für 2015. Die Karibikinsel besitze noch den Reiz des Verbotenen, versprach das einflussreiche New Yorker Blatt seinen Lesern.

"Wir hatten nie Gelegenheit, hier zu sein, obwohl das wirklich nah ist", sagt Rita Lawndes auf der Dachterrasse eines Hotels in der Altstadt Havannas. Die 65-jährige pensionierte Rechtsanwältin aus dem rund 140 Kilometer entfernt liegenden US-Staat Florida bereist Kuba während fast einer Woche mit ihrem Mann und einem Dutzend anderer US-Besucher. Das Pensionistenpaar ist begeistert vom Puls des Lebens in der verkommenen, aber bildhübschen Metropole.

Um einen normalen Besuch handelt es sich aber nicht - reine Tourismusreisen nach Kuba sind US-Bürgern eigentlich wegen des in den 1960er verhängten und später mehrfach verschärften US-Wirtschafts- und Handelsembargos nach wie vor verboten. Die Bestimmungen sehen Ausnahmen nur in wenigen Kategorien vor, zum Beispiel für Studienzwecke oder Kulturaustauschprogramme.

Man muss sich nur an die Route halten

Im Zuge des diplomatischen Neustarts lockerte die Regierung von Präsident Barack Obama im Dezember aber noch mal die Restriktionen. Neben kubanischstämmigen US-Bürgern dürfen nun auch immer mehr normale Besucher einfacher die Reise antreten.

"Man muss sich nur an die angegebene Reiseroute halten", erläutert Jane Vermeulen. Die 60-Jährige ist Reiseleiterin der Firma Travcoa aus Kalifornien, die seit drei Jahren Reisen nach Kuba anbietet.

Vorbereitungen für den Ansturm: US-Fahne auf dem Fahrradtaxi
Vorbereitungen für den Ansturm: US-Fahne auf dem FahrradtaxiAPA/EPA/ALEJANDRO ERNESTO

Damit diese auch von den US-Behörden genehmigt werden, nimmt Travcoa Kurse und andere "Bildungsveranstaltungen" in ihr Programm auf. Ihre aktuelle Gruppe besuche zum Beispiel das Haus eines Künstlers in Havanna und eine Biofarm auf dem Land, erzählt Vermeulen.

Genaue Zahlen über US-Besucher auf Kuba lassen sich schwer ermitteln. Die Behörden in Havanna veröffentlichen traditionell keine Statistiken über US-Touristen. Im Jänner vermeldeten sie allerdings einen sprunghaften Anstieg von 16 Prozent in allgemeinen Besucherzahlen.

Besucherrekord erwartet

Dabei ist "der Moment des Ansturms" noch nicht richtig gekommen, glaubt Emilio Morales von The Havana Consulting Group. Die Beratungsfirma aus Miami erwartet für dieses Jahr sogar eine Rekordzahl von rund 620.000 US-Besuchern auf Kuba.

Das wäre eigentlich eine gute Nachricht für den kubanischen Tourismussektor und die marode Staatswirtschaft - manche sorgen sich allerdings auch um die Aufnahmefähigkeit des Landes angesichts des neuen Verhältnisses zum alten Feind: "Wir brauchen mehr Infrastrukturen", urteilt etwa Enedis Tamayo im Hinblick auf die Übernachtungskapazitäten auf der Insel.

"Ich glaube, wir sind noch nicht in der Lage, die Scharen von US-Bürgern zu empfangen, die wir gerne hätten", gibt die 42-jährige Reiseführerin für englischsprachige Touristen in Havanna zu Bedenken.

(APA/dpa/Isaac Risco)

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