Uneinigkeit in US-Notenbank am Weg zur Zinswende

Federal Reserve Chair Janet Yellen Opening Remarks At Federal Reserve Conference On Economic Mobility
Federal Reserve Chair Janet Yellen Opening Remarks At Federal Reserve Conference On Economic MobilityBloomberg
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Die Meinungen in der Federal Reserve gehen auseinander. Mehrere Banker wollen eine Zinserhöhung im Juni, andere wollen vor 2016 keine Änderung.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat auf ihrer Sitzung im März die Tür für eine Zinsanhebung in diesem Jahr weit offen gehalten. Wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Aufzeichnungen der März-Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses hervorgeht, waren mehrere Notenbanker sogar der Auffassung, die Konjunkturdaten unterstützten eine Erhöhung im Juni.

Das konkrete Startdatum für die Zinswende wird aber voraussichtlich stark von der Konjunktursituation bestimmt sein. "Teilnehmer merkten an, dass der Zeitplan für die erste Anhebung von der Entwicklung der Wirtschaftslage und des Ausblicks abhängen wird", hieß es in dem Protokoll. Die US-Notenbank hält den Leitzins bereits seit Ende 2008, als die globale Finanzkrise ihren Höhepunkt hatte, auf dem historisch niedrigen Niveau von null bis 0,25 Prozent.

Arbeitsmarktzahlen bremsen

Fed-Chefin Janet Yellen bereitet seit einiger Zeit den Boden für die erste Zinserhöhung seit fast zehn Jahren vor. Viele Experten rechneten zuletzt damit für den Sommer. Doch ein jüngst überraschend schwach ausgefallener US-Arbeitsmarktbericht dämpfte diese Erwartungen etwas: Die US-Wirtschaft hatte im März nach Daten des Arbeitsministeriums nur 126.000 Jobs geschaffen. Das waren nur halb so viele wie erwartet und so wenige wie seit über einem Jahr nicht mehr.

Auf ihrer Zinssitzung Mitte März gab es dem Fed-Protokoll zufolge auch vorsichtige Stimmen. So waren einige Teilnehmer der Auffassung, dass die Konjunkturaussichten einen Zinsschritt nicht vor 2016 nahelegen würden. Andere Teilnehmer sprachen sich zwar für die Einleitung der Wende noch im laufenden Jahr aus - allerdings dann erst später. Ihre Gründe: Kurzfristig würden die niedrigen Energiepreise und der Kursanstieg des Dollar noch auf die Inflation drücken. Aber auch diejenigen, denen der Juni als Startdatum zu unsicher erschien, waren dem Protokoll zufolge der Auffassung, die Notenbank könne nun jeweils von Treffen zu Treffen beurteilen, ob eine Zinsanhebung erfolgen solle.

Die Zinssitzung der Notenbanker fand am 17. und 18. März statt. Mittlerweile sind auch Stimmen zu vernehmen, die angesichts der schwachen März-Arbeitsmarktdaten den Monat Juni als Starttermin skeptischer sehen. So kann sich der Präsident der New Yorker Notenbank, William Dudley, zwar immer noch Umstände vorstellen, unter denen im Juni ein Zinsschritt denkbar wäre. Die Hürde dafür liegt aber mittlerweile ein wenig höher, wie er am Mittwoch sagte. Die US-Notenbank blickt besonderem aufmerksam auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt, da sie mit ihrer Geldpolitik Vollbeschäftigung anstrebt.

Fed-Gouverneur Jerome Powell sprach sich unterdessen für eine allmähliche Anhebung der Leitzinsen in den USA nach Einleitung der Zinswende aus. "Wenn sich die Wirtschaft auf dem erwarteten Pfad weiterbewegt, wird es für eine Zeit angemessen sein, die Sätze ziemlich langsam zu erhöhen", sagte Powell. Er hält weiterhin eine Anhebung im Juni für möglich, wenn die Konjunkturdaten in den kommenden Wochen dafür sprechen, dass die wirtschaftliche Erholung anhält. Es gebe bis dahin noch eine Vielzahl solcher Daten: "Im Juni sieht die Welt ganz anders aus."

(APA/Reuters)

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