Libor-Affäre: Vergleich in Rekordhöhe

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Über 1,5 Mrd. Dollar soll die Deutsche Bank den angloamerikanischen Behörden zahlen, um den Zinsskandal zu beenden.

Wien. Die Deutsche Bank steht in dem Skandal rund um die Manipulation des Leitzinses Libor offenbar unmittelbar vor einer Einigung mit den US-amerikanischen und britischen Behörden. Das berichteten am Freitag die deutsche Nachrichtenagentur Reuters und die „New York Times“. Diesen Vergleich, der auch ein Schuldeingeständnis beinhalten soll, lässt sich das Institut einiges kosten. Über 1,5 Mrd. Dollar (1,4 Mrd. Euro) ist die Bank angeblich zu zahlen bereit. Damit liegt sie über der bisherigen Rekordsumme, welche die Schweizer Großbank UBS schon im Jahre 2012 in dieser Affäre auf den Tisch legen musste. Die Deutsche Bank selbst wollte sich zu den Meldungen inhaltlich nicht äußern, bekräftigte jedoch, dass sie mit den Behörden zusammenarbeite.

Manipulation nach Gutdünken

Der Libor ist ein Referenzzins, ein Durchschnittswert also, zu dem sich Institute gegenseitig Geld leihen. Diesen Zinssatz hatten Händler von Großbanken weltweit manipuliert, um auf diese Weise bei den Geschäften Gewinne einzustreichen. Im Juni 2012 kam dieser Skandal erstmals an die Oberfläche, nachdem bekannt wurde, dass die Barclays-Bank jahrelang auf den Libor Einfluss genommen hatte. Die angegebenen Zinssätze entsprachen nämlich nicht den bankinternen Werten, sondern waren nach Gutdünken festgelegt worden. Insgesamt sollen um die 20 Banken in den Skandal involviert sein, dazu zählen neben Barclays und UBS etwa auch die Bank of America, Credit Suisse, JP Morgan, Lloyds, die Royal Bank of Scotland und eben auch die Deutsche Bank. Die EU hat ihr dafür schon 2013 eine Strafe von 725 Mio. Euro verpasst. Auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin begann damals zu ermitteln. Sie will klären, ob die Führungsriege der Deutschen Bank, insbesondere der Ko-Vorstand Anshu Jain, der lange Jahre Chef-Investmentbanker des Institutes war, von den illegalen Vorgängen wusste. Der Verdacht dürfte sich, wie die Prüfer schon die Öffentlichkeit durch die Blume wissen ließen, nicht erhärtet haben. Der Abschlussbericht der BaFin steht allerdings noch aus.

Anleger reagieren positiv

Mit den angelsächsischen Behörden kämpft das größte deutsche Geldhaus hingegen nun schon jahrelang. Die Deutsche Bank hat gehofft, die unangenehme Causa schon Ende 2014 ad acta legen zu können und Rückstellungen in Milliardenhöhe gebildet. An den Schätzungen hat sich, so berichtet Reuters, nichts geändert. Die Bank rechne mit einer Einigung noch im zweiten Quartal und mit einer Strafe, die verkraftbar ist, hieß es.

Die Aussichten auf einen baldigen Vergleich in Milliardenhöhe dürften die Anleger indes nicht aus der Ruhe bringen. Die Aktie notierte am Freitag ein halbes Prozent höher, nämlich bei 33,16 Prozent. „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“, kommentierte ein Analyst den anstehenden Deal.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2015)

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