Gold bewegt sich nicht mehr vom Fleck

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Analysten erwarten, dass die Goldnotierung heuer und im kommenden Jahr stagnieren wird – auf Dollarbasis.

Der Konflikt in der Ukraine sollte den Goldpreis eigentlich scharf nach oben treiben, die Aussicht auf bald steigende Zinsen in den USA sollte die Notierung wiederum kräftig drücken. Eine typische Pattsituation – die derzeit auch die Realität auf dem Markt widerspiegelt. Denn die Notierung des Edelmetalls bewegt sich schon seit dem vorigen Herbst rund um die Marke von 1200 Dollar je Feinunze – wenn auch mit starken kurzfristigen Ausschlägen nach oben und unten.

Daran wird sich auch so bald nichts ändern: Die meisten Analysten erwarten, dass der Goldpreis am Jahresende ungefähr auf dem derzeitigen Niveau liegt. Auf Dollarbasis bringt das Edelmetall Anlegern, die aus Renditegesichtspunkten kaufen wollen, heuer also voraussichtlich so viel wie ein Sparbuch. Also nichts. Auf Eurobasis sieht die Sache allerdings ein wenig freundlicher aus. Der Euro ist ja weiter im vergleichsweise kontrollierten Sinkflug. Und wenn er, wovon viele Beobachter ausgehen, heuer tatsächlich die Dollarparität erreicht, dann hätten Goldanleger in diesem Jahr wenigstens ein paar Prozent an Währungsgewinnen eingestreift.

Auch im kommenden Jahr dürfte sich der Preis nicht wesentlich rühren, es könnte im Schnitt höchstens leicht nach oben gehen. Allerdings ist die Notierung auch nach unten relativ gut abgesichert. Der bei rund 1150 Dollar liegende starke Widerstand hat bisher eisern gehalten. Die vielfach befürchtete Talfahrt auf 1000 Dollar oder tiefer dürfte uns also erspart bleiben.

Aus „normalen“ Anlagegesichtspunkten kann man Gold in nächster Zeit ruhig vergessen. Da gibt es Anlageklassen, die wesentlich mehr hergeben. Anders sieht die Sache nach Gesichtspunkten der Vermögensabsicherung gegen Währungskrisen aus. Dafür empfehlen Anlageexperten durchaus, einen überschaubaren Teil des Vermögens (an die zehn Prozent) in Gold zu halten. Allerdings in physischer Form, nicht in Form von „Papiergold“.

Selbst sehr goldaffine Analysten tun sich beim In-Aussicht-Stellen von Goldrenditen derzeit ein bisschen schwer. Die australisch-neuseeländische ANZ-Bank beispielsweise hat in dieser Woche eine Analyse veröffentlicht, die Goldpreise von bis zu 3230 Dollar in Aussicht stellt. Allerdings für das Jahr 2030. Eine Marktprognose für die nächsten 15 Jahre erscheint nun doch ein wenig unseriös – auch wenn 3230 Dollar nach einer ziemlich exakten Daumenpeilung aussehen: nur die Kommastellen fehlen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2015)

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