Analysten: Euro passt zur ökonomischen "Stärke" Griechenlands

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Analysten von Morgan Stanley stellen die These auf, dass Europas größter Schuldner nicht mehr zur Drachme zurückkehren brauche.

Immer wieder erheben Ökonomen die Forderung, Griechenland solle zur Drachme, der nationalen Währung vor der Euro-Einführung zurückkehren. Hans Werner Sinn, Chef des deutschen Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo, ist ein starker Verfechter dieser Idee. Nun zeigen die Devisenstrategen der Investmentbank Morgan Stanley in einer Analyse auf, dass dieser Schritt nicht mehr notwendig sei. Denn mittlerweile sei der Euro so geschwächt, dass er zur ökonomischen Stärke Griechenlands passe, so die Morgan Stanley-Spezialisten in der "Welt". 

Das adäquate Niveau der Gemeinschaftswährung stufen sie auf 1,09 US-Dollar ein. Gegenwärtig liegt der Euro-Kurs zum Dollar bei knapp 1,06. Also wird die Forderung einer Rückkehr Athens zur Drachme zur Makulatur. Für die  anderen Mitglieder der Eurozone ist der Euro jedoch mehr als deutlich unterbewertet. Für Exportweltmeister Deutschland müsste der Euro, gemessen an seiner Wirtschaftskraft, bei knapp 1,60 Dollar liegen, behauptet Morgan Stanley.

Die EZB-Politik scheint dafür jedoch kontraproduktiv zu sein. Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), versucht mit seinem billionenschweren Staatsanleihen-Kaufprogramm, die Konjunktur des krisengeschüttelten Kontinents anzukurbeln. Doch er weiß auch, dass mit der Euroflutung das Ziel, dass der Euro zur Weltwährung Nummer eins aufsteigt, in weite Ferne gerückt ist. Im Gegenteil, sogar Platz zwei ist gefährdet, da der chinesische Yuan den Euro beerben könnte.

Anteil des Euro sinkt

Deutsche Bank-Experten erwarten, dass der Anteil des Euro an den globalen Währungsreserven im ersten Quartal 2015 auf 20 Prozent zurückgehen könnte. Vor fünf Jahren lag die Gemeinschaftswährung noch bei 28 Prozent. Und die prognostizierten Zahlen würden noch tiefer liegen, hätte nicht die Schweizerische Nationalbank (SNB) bis Jänner dieses Jahres Milliardenvolumina von Euro aufgekauft, um den Franken gegenüber dem Euro künstlich niedrig zu erhalten.

Die Zinssituation des Euro trägt ebenfalls zur Verschlechterung der Währung bei. Deutsche Bundesanleihen von bis zu acht Jahren Laufzeit werfen negative Renditen ab. Das bedeutet die Zahlung von Strafzinsen für die Investoren. Ein weiterer Grund, wieso der Anreiz, Geld in den Euro zu stecken, noch weiter sinkt.

Keine Investitionsanreize in Euro

Die Aktivseite der Währungsabwertung, Wettbewerbsvorteile im Export, halten viele Ökonomen für kurzsichtig. Draghis Anleihenkäufe könnten das Vertrauen in die Wirtschaft der Eurozone massiv beeinflussen. "Globale Reserve-Manager könnten denken, dass der Euro wirtschaftlich unter die Räder kommt, wenn dies so weitergeht", erklärte Daisuke Karakama, Chef-Marktvolkswirt bei Mizuho, gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Eine optisch so schwache Währung biete wenig Investitionsanreize, so die Analysten. Sollte die US-Notenbank Fed wie erwartet die Zinswende umsetzen, werden Anlagen im Euro-Raum im Vergleich zu Dollar-Investments noch unattraktiver.

>> Artikel in der "Welt"

(red.)

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