Die Frau hinter der Konfetti-Attacke auf EZB-Chef Draghi

Josephine Witts EZB-Aktion in Bildern
Josephine Witts EZB-Aktion in BildernEPA/Reuters
  • Drucken

Josephine Witt will nicht akzeptieren, dass eine nicht-gewählte Institution Wirtschaftspolitik macht. Der Konfettiregen bei der EZB-Pressekonferenz war nicht die erste Aktion, mit der die 21-Jährige Schlagzeilen machte.

Eigentlich wollte EZB-Präsident Mario Draghi am Mittwoch bei seiner monatlichen Pressekonferenz in Frankfurt die Geldpolitik der Notenbank loben. Doch seine Rede wurde jäh unterbrochen: Eine junge Frau sprang aufs Rednerpult, warf Konfetti und beschimpfte den Währungshüter als Diktator. Sicherheitskräfte führten Draghi umgehend aus dem Raum und die Frau ab. Aber wer ist die Konfetti-"Attentäterin"? Und wie konnte sie ins EZB-Gebäude kommen?


Dieses Flugblatt verteilte Witt auf der Pressekonferenz.

Am Tag nach der EZB-Pressekonferenz berichten Medien aus ganz Europa über Josephine Witt und ihre Beweggründe. Wirtschaft, so Witt in einem Gespräch mit dem britischen "Guardian", sei nicht gottgegeben. Man könne sie ändern. An Zentralbankchef Mario Draghi stört sie in erster Linie, dass er Wirtschaftspolitik macht, ohne gewählt zu sein - in Witts Augen ist er ein Diktator. "Wäre die EZB eine demokratische gewählte Institution, könnten wir sie bessser nutzen". Sie freue sich, dass sie auch angezogen so viel Aufmerksam erregen konnte, so Witt über ihre Aktion.

Die politische Aktivistin aus Hamburg, ist schon lange keine Unbekannte mehr. Unter anderem widmet die Online-Enzyklopädie Wikipedia der 21-Jährigen einen ausführlichen Beitrag. Darin erfährt man unter anderem: Im April 2013 protestierte sie gemeinsam mit anderen Aktivistinnen der feministischen Gruppe Femen auf der Hannover Messe gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der Schriftzug auf ihrem nackten Oberkörper: "Fuck Dictator".

Bild aus Femen-Tagen: Protest gegen die Fußball-WM in Katar bei Markus Lanz.
Bild aus Femen-Tagen: Protest gegen die Fußball-WM in Katar bei Markus Lanz.

Nicht ohne Folgen blieb eine Protestaktion gegen die Inhaftierung der tunesischen Femen-Aktivistin Amina Tyler in Tunis. Witt und zwei französische Demonstrantinnen verbrachten im Sommer 2013 wegen "unzüchtigen Verhaltens" mehrere Wochen in Haft. Noch im selben Jahr störte Witt eine Weihnachtsmesse im Kölner Dom: Sie sprang - "oben ohne" - auf den Altar, auf ihrem Oberkörper war "I am God" zu lesen. Sie halte sich natürlich nicht für Gott, sagte sie später in einem "Spiegel"-Interview. Sie habe aber zeigen wollen, dass man keiner Frau verbieten kann, über ihren eigenen Körper Entscheidungen zu treffen. Es gehe ihr um den Protest gegen Kardinal Joachim Meisner, der gegen Abtreibung ist.

Angesprochen auf die Kritik an ihren Auftritten meinte Witt: "In meiner Generation sind viele mit sexualisierten Rollenbildern von devoten Frauen aufgewachsen. Wir verdrehen diese Bilder". Mittlerweile distanziert sich die Philosophiestudentin allerdings von der Femen-Bewegung. Auf Twitter bezeichnet sie sich als "Exfemen":

EZB-Chef Draghi gegenüberzustehen war für Witt übrigens gar nicht so schwierig: Sie gab sich einfach als Reporterin des Magazins "Vice" aus, bei dem viele junge Journalisten arbeiten. Sie sei selbst überrascht darüber gewesen, wie einfach sie in den Pressesaal gelangte, so Witt gegenüber dem "Guardian". Ob die EZB jetzt strengere Sicherheitsvorkehrungen bei Pressekonferenzen einführt, bleibt offen.

>>> Interview im "Guardian"

>>> Interview im "Spiegel" (1/2014)

(sk)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.