Ranking: Russlands Reichste schmieren ab

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Die neue Forbes-Liste zeigt: Die Wirtschaftskrise im Riesenreich erfasst auch die Tycoons gehörig. Nur wenige gewiefte konnten der allgemeinen Tendenz trotzen.

Wien. Die multikausale Wirtschaftskrise in Russland im Verein mit der vom Ölpreisverfall ausgelösten Rubel-Abwertung brachte zuletzt nicht nur die einfache Bevölkerung in Bedrängnis. Die Stagnation, die mittlerweile in eine tiefe Rezession überging, nagte im Verlauf der vergangenen zwölf Monate auch am Vermögen der Reichsten im Land. Wie aus der nun veröffentlichten Liste des Magazins „Forbes Russia“ hervorgeht, schrumpfte die Zahl der Milliardäre von den vorjährigen 111 auf 88. Ihr Vermögen verringerte sich dabei um 73 Mrd. Dollar (68,6 Mrd. Euro).

Mit 4,6 Mrd. Dollar überdurchschnittlich viel Federn lassen musste der auf der US-Sanktionenliste stehende Putin-Intimus Gennadi Timtschenko, der im Vorjahr wenige Stunden vor Sanktionsverhängung noch schnell seinen Hälfteanteil an der internationalen Öltrading-Firma Gunvor veräußerte und nun für die Entwicklung der russischen Wirtschaftsbeziehungen mit China zuständig ist. Der größte Leidtragende freilich ist Wladimir Jewtuschenkow, der mit seinem Mischkonzern Sistema immer einen Toprang besetzte und sich im Vorjahr wie aus heiterem Himmel unter Hausarrest wiederfand, weil sich die Behörden den von ihm kurz zuvor erworbenen Ölkonzern Bashneft zurückholten, was einen Schock in der Branche auslöste. Informationen der „Presse“ zufolge hatte Jewtuschenkow aus Sicherheitsgründen zwischenzeitlich alle seine Familienmitglieder ins Ausland geschickt. Sein Vermögen sank um 6,2 Mrd. auf 2,8 Mrd. Dollar.

Gegen den Trend

Einige wenige freilich trotzen der allgemeinen Abwärtstendenz. Am meisten gelang dies Wladimir Potanin mit seinem weltweit größten Nickel- und Palladiumkonzern Norilsk Nickel. Der 54-Jährige hat sein Vermögen um 2,8 Mrd. Dollar gesteigert und führt nun mit 15,4 Mrd. Dollar die Forbes-Liste an. Weltweit steht der einstige Vizepremier Potanin damit auf Platz 60. Berühmtheit erlangte er zuletzt, weil er größter Investor für die Olympischen Spiele in Sotschi war.

Auch Alexej Mordaschow, Chef des Stahlkonzerns Severstal und Großaktionär beim deutschen Reiseveranstalter TUI, konnte Milliardengewinne verbuchen und landete auf Platz fünf.

Platz zwei bleibt freilich beim 50-jährigen Michail Fridman, der allerdings laut Liste um drei Mrd. Dollar auf 14,6 Mrd. Dollar absackte. Fridman, Aufsichtsratschef der Alfa-Group, die im Banken-, Telekommunikations- und Ölsektor aktiv ist, gilt als liquidester aller Russen. Vor zwei Jahren nämlich verkaufte er das mit BP geführte Öl-Joint-Venture TNK-BP und kassierte mit seinen Kompagnons für den Hälfteanteil immerhin 28 Mrd. Dollar. Nun kauft er großflächig in Europa zu.

Auf der weltweiten Forbes-Reichsten-Liste zeigte sich zuletzt, dass die Aufsteiger aus den BRIC-Staaten, Indien und China, mittlerweile die russischen Tycoons zahlenmäßig überholt haben. (est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2015)

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